500 Clans

50.000. Das ist die Zahl, die ich seit langem gesucht habe. Wievielen Menschen gehört die Welt? Ich meine, so richtig, nicht nur ein bisschen, und nicht mit der Gefahr im Nacken, alles wieder verlieren zu können. Zum Beispiel wenn man sich die Falschen zu Feinden macht, oder einfach Pech hat im Geschäft, oder zu doof ist um seine Sachen zumindest halbwegs zusammen zu halten. Ich habe die Grenze auf ein Vermögen von 100 Millionen USD gesetzt. Wer soviel Geld hat, und es mit bescheidenen 5% Ertrag je Jahr investiert (die Deutsche Bank arbeitet auf 15% hin), der erhält jeden Tag 10.000 USD mehr. Nach Steuern, also netto, in Deutschland. In anderen Ländern, wo die Steuern für Reiche noch niedriger sind, noch ein paar tausend Dollars mehr. Woher dieses Geld kommt? Zum Beispiel von den Rettungsschirmen für die Banken - die armen Bankbesitzer und die anderen, die ihre bescheidenen Vermögen dort verwalten lassen, müssen doch davor geschützt werden alles zu verlieren, nur weil sie sich wieder mal übel verspekuliert hatten ...

Nun, die Frage war, wieviele davon gibt es? Jetzt wissen wir es, zumindest größenordnungsmäßig: 49.505, davon übrigens 3.477 in Deutschland. Herausgefunden hat das eine Firma in Singapur, Wealth - X, die mit ein paar hundert "Korrespondenten" verteilt in der Welt nichts anderes tut als herauszufinden, wer viel Geld hat, wieviel davon genau, und wofür die es ausgeben. Daraus machen die dann Dossiers, die man kaufen kann. Neben diesen wirklich Reichen haben sie noch etwa 130.000 nicht-ganz-so-Reiche identifiziert, die sich mit irgendwas zwischen 30 Millionen und 100 Millionen USD begnügen müssen.

Also, 50.000 richtig Reiche gibt es in der Welt, davon etwa 3.500 in Deutschland. Ungefähr 4% davon sind Milliardäre, mit einem durchschnittlichen Vermögen von etwa 2,9 Milliarden USD. Diese Leute leben im Streß, müssen sie doch täglich auf's neue überlegen, wie sie wieder mal etwa 300.000 neu hinzugekommene USD anlegen sollen.

Nun sind diese 50.000 Superreichen nicht alleine. Ihre Kinder, ihre Ehefrauen, ihre Eltern, die Geschwister, Tanten und Onkel, der Schwager und die Schwägerin, ein paar Neffen und Nichten, nicht zu vergessen die wirklich engen Freunde, sind auch nicht arm. Zählen wahrscheinlich auch selbst zu dieser Gruppe. Wenn wir mal davon ausgehen, dass jeweils etwa 100 von diesen Superreichen untereinander verwandt, verschwägert oder eng befreundet ist, dann haben wir 500 Clans (zu denen dann jeweils noch ein paar weitere hundert aus der arme-Schlucker-Gruppe derjenigen, die nur zwischen 30 und 100 Millionen USD haben, als Entourage hinzugezählt werden können). Diese 500 "Familien", das sind die Könige unserer Zeit. Vielleicht sind es auch nur 250 Clans oder 1.000, aber die Zahl ist jetzt belastbarer. Wir wissen nun, wieviele Menschen davon leben, dass 7 Milliarden mehr oder weniger hungern und leiden, sich abrackern und zu Tode schuften. 7 Milliarden Sklaven für 500 Herrscherhäuser. Das nenne ich mal eine Erfolgsstory.

(c) Foto: Thorben Wengert  / pixelio.de

Cui bono?

Deutschland zahlt bis zu diesem Sommer insgesamt etwa 22 Milliarden Euro in den ESM ein. Cash, keine Bürgschaften, keine Versprechen, sondern richtiges Geld. Natürlich hat der Finanzminister das Geld nicht, er wird es sich bei den Banken leihen und die Schulden Deutschlands entsprechend erhöhen.

Derzeit zahlt der deutsche Staat im Schnitt etwas mehr als 1,7% Zinsen für Kredite. Das sind bei 22 Milliarden Euro ca. 380 Millionen Euro. Knapp 400 Millionen Euro, die die Steuerzahler Deutschlands jedes Jahr an die Banken zahlen werden. 400 Millionen Euro jedes Jahr, die von unten nach oben verteilt werden. Zusätzlich zu den über 40 Milliarden Euro, die Deutschlands Steuerzahler sowieso schon an die Banken leiten.

Der ESM hat einen einzigen Zweck: Geld von den Steuerzahlern zu den Banken - und letztendlich den Besitzern der Banken - zu transferieren.

Wir werden ausgepresst wie die Zitronen. Die etwa 2 Billionen Dollar, die die Arbeitenden der Welt für die Schulden Ihrer Staaten an die Besitzer von Geld zahlen - Schulden, die in der Regel für Dinge aufgenommen wurden, die den Interessen der Mächtigen dienen, und nicht den Interessen der Bürger - reichen noch nicht. Da ist noch mehr drin, vor allem im reichen Europa. Daher dürfen die Europäer jetzt erst einmal nochmal jedes Jahr ca. 2,5 Milliarden Euro an die Banken zahlen. Die Gegenleistung dafür? Nichts. Rein gar nichts. Es werden nur die Kredite der Banken geschützt, es werden diejenigen geschützt, die von einer Nicht-Rückzahlung von Krediten betroffen wären - die Besitzer von Geld. Dafür ist, wie wir in den letzten drei Jahren gründlich erfahren durften, Geld in nahezu unbegrenzter Menge sofort verfügbar. Wenn 25.000 einfache Verkäuferinnen bei Schlecker ihren Arbeitsplatz verlieren, dafür ist natürlich kein Geld da um dort zu helfen: "Es ist nicht Aufgabe des Staates, scheiternde Unternehmen zu retten!", so der offizielle Regierungskommentar.

Man versucht uns einzureden, dass die deutlich mehr als 100 Milliarden Euro, die Griechenland in den letzten Monaten bekommen hat, an die Griechen gegangen wären. Dies ist in eine Lüge. Nicht 1 Euro davon ist in den griechischen Staatshaushalt geflossen, oder hat eine nun arbeitslose griechische Verkäuferin erhalten, diese Milliarden, von denen über ein Viertel von den deutschen Steuerzahlern stammt, sind direkt an Banken gegangen. Wir transferieren Geld an Banken, nicht an bedürftige Staaten. Wir spielen den letzten Akt in einem Spiel, das mit der Verführung der Staaten zur Kreditaufnahme begonnen hat.

Besonders verrückt ist es, wenn man versteht, dass die europäischen Staaten diese Milliarden für Griechenland natürlich auch nicht hatten, sondern bei Banken leihen mussten. Daraus entstehen etwa 4 Milliarden Euro Zinsen, die  jedes Jahr von europäischen Steuerzahlern an Banken gezahlt werden, damit genau diese Banken all die Milliarden Euro nicht verlieren, die sie früher an griechische Staats-Hasardeure verliehen hatten. Denn die Zinsen sind es letztendlich, worum es geht.

Die Banken haben kein Interesse an der Rückzahlung von Schulden (schon mal versucht ein Immobiliendarlehen vorzeitig zurück zu zahlen?), sondern Ihr Interesse gilt den Zinszahlungen. Das Schlimmste was einer Bank passieren könnte wäre, dass alle ihre Kredite zurückbezahlt werden. So eine Bank müsste sofort Konkurs anmelden, weil sie kaum noch Einnahmen hätte (ich schreibe hier von Banken, nicht von den Wettbüros, die - in der Regel anderer Leute - Geld platzieren auf Wetten über Zins-, Kurs-, Preis- oder Verfügbarkeitsentwicklungen von Rohstoffen, Produkten, Dienstleistungen, Firmen oder ganzen Staaten). Das Konzept ist hervorragend aufgegangen. Die Staaten der Welt sind so verschuldet bei den Besitzern der Banken der Welt, dass sie ihnen nun auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind.

Wann haben die Staaten die Hoheit über ihr Geld aufgegeben? Wieso sind es nicht mehr Staaten, sondern privatwirtschaftlich organisierte und einzig an Profit interessierte Unternehmen, die über die Erzeugung und Verteilung von Geld bestimmen? Wieso zahlt der Steuerzahler Geld an Privatleute für etwas, was eigentlich sein ureigenstes Privileg als Volkssouverän ist: Die Versorgung des Staates mit Geld? Irgendwann, irgendwie ist es den Besitzern des Geldes gelungen der Welt die Überzeugung einzupflanzen, dass sie die Herrscher des Geld sein müssten, und dass es nichts Schlimmeres gäbe, als wenn Staaten über die Geldversorgung bestimmen würden.

Vor drei Jahren feierte die Entstehung des privatwirtschaftlichen Zentralbanksystems 400jährigen Geburtstag (1609 wurde die Amsterdamer Wechselbank gegründet), im nächsten Jahr feiert die amerikanische FED (Federal Reserve System) ihren 100sten Geburtstag. Wer wissen möchte, warum Staaten heute Geld an Banken zahlen, und nicht umgekehrt, sollte sich die Geschichte des Zentralbanksystems und insbesondere der Gründung der FED einmal näher anschauen.

Solange die Staaten die Banken nicht entmachten und die Herrschaft über das Geld wieder übernehmen, oder - noch besser - endlich das überkommene Geld-System als solches durch ein moderneres Verfahren der Wertzuweisung und -aufbewahrung ersetzen, wird die Umverteilung von unten nach oben, die Überweisung von Geld der arbeitenden Steuerzahler auf die Konten der nicht-arbeitenden Geldbesitzer weitergehen. Bis die Banker der Welt alles haben und die arbeitenden Menschen nichts mehr haben außer ihrer Arbeitskraft, die dann für den Rest ihres Lebens an die Banker verpfändet ist, direkt durch eigene Schulden und indirekt durch die Schulden ihres Staates. Aber das ist ja eigentlich für die meisten Menschen auf unserem Planeten auch heute schon so.

(c) Foto: Rdsmith4 (www.wikipedia.de)

Der grüne Planet

 

 

 

 

 

 

 

Ich habe heute einen wunderbaren Spielfilm entdeckt, den ich jedem, dem die Zukunft unseres Planeten nicht vollkommen egal ist, empfehlen möchte. Leute, die lieber im Luxus des Jetzt leben als den eigenen Enkeln einen lebenswerten Planeten zu hinterlassen, werden den Film nicht mögen:

Dieser Film ist bereits 1996 erschienen, man mag es kaum glauben. Aber er beweist wieder mal meine Theorie, dass ich hier nichts Neues beschreibe, und das es mittlerweile viele, viele Menschen gibt, die den Wahnsinn unserer Zeit erkennen. Man beachte vor allem den Teil ab ca. 01:14:00 ... 

Schuldenwahnsinn

Wenn man alle Staatschulden aller Staaten zusammenzählt, kommt man derzeit auf den wahnsinnigen Betrag von derzeit etwa 55 Billionen US Dollar. Wohlgemerkt, alle Staaten dieses Planeten. Das entspricht fast der gesamten jährlichen Wirtschaftsleistung unseres Planeten. Da stellt sich doch dann die Frage: Bei wem ist denn unser Planet so hoch verschuldet? Beim Mars, bei der Venus? Nun, unsere Staaten sind bei der Finanzindustrie verschuldet, bei Banken, bei Versicherungen, bei Fonds. Wieso ist das so? Wieso haben die Banken Geld, und die Staaten nicht? Sollte das nicht eigentlich umgekehrt sein? Sollten es nicht die Staaten sein, die das Geld haben, und den Banken zur Verfügung stellen? Wieso haben heute profitorientierte Privatunternehmen das Geld, wo ist die Geldhoheit der Staaten geblieben? Und dann gibt es ja noch die geschätzten über 100 Billionen Euro, mit denen Unternehmen und Privathaushalte verschuldet sind.

Das ist aber nur eine Facette der Merkwürdigkeit. Schauen wir uns kurz eine andere Facette an.

Nehmen wir an, dass die durchschnittliche Verzinsung der Staatsschulden bei 5% p.a. liegt. Das sind dann über 2,5 Billionen Dollar, die jedes Jahr an diejenigen gezahlt werden, bei denen sich die Staaten verschuldet haben. Das ist mehr als das gesamte Bruttoinlandsprodukt von Afrika, dem Mittleren Osten oder ganz Südamerika. Oder ungefähr drei Jahre lang alle Steuereinnahmen Deutschlands. Wer bekommt dieses Geld? Und: wer erwirtschaftet dieses Geld? Wenn man dann noch die Billionen Euro hinzurechnet, die Unternehmen und Privatleute jedes Jahr an Zinsen für ihre Kredite zahlen müssen, dann wird die Dimension dieser Umverteilung erst richtig deutlich. Vor allem wenn man versteht, das Geld nicht arbeitet, sondern das Geld den Wert der Arbeit von vielen, vielen Menschen einfach absaugt.

Banken machen Geld, das sie den Staaten, Unternehmen und Menschen leihen, und wir alle sind dadurch gezwungen zu arbeiten, um das Geld wieder zurück zu zahlen, und vor allem, um den Preis für das Geld zu bezahlen, die Zinsen.

Wie wäre es, wenn die Staaten einfach per Gesetz ihre Geldhoheit zurückholen? Alle Staatsschulden als Raub an den Völkern der Erde für nichtig erklären, und zukünftig sich nicht mehr Geld von Privatleuten leihen, sondern das Geld zinsfrei selbst herstellen, das sie und die Unternehmen und Menschen in ihrem Land brauchen. Oder, noch besser, endlich die Möglichkeiten der modernen Informationstechnologie nutzen, und einfach auf Geld ganz verzichten. Dann würden auch Unternehmen und Menschen schließlich aus der Zinssklaverei unserer Banken entlassen.

Das ist nicht utopischer als der Gedanke, dass die Geldhoheit nicht mehr bei den Staaten liegt, sondern bei Privatunternehmen.

(c) Foto: HAUK MEDIEN ARCHIV / www.bayernnachrichten.de / Alexander Hauk  / pixelio.de

Das Ende der Demokratie in Europa

Die Finanzkrise bewegt uns nun schon zwei bis drei Jahre, und so lange hat es gedauert bis die die Politik steuernde Finanzdienstleistungsindustrie daraus etwas machen konnte, was vielleicht der letzte Schritt zur endgültigen Übernahme der Herrschaft in Europa sein könnte. Dieser Schritt ist der ESM, der Europäische Stabilitätsmechanismus. Drei Buchstaben, deren Bedeutung kaum jemand versteht, und von denen nur wenige wissen, welche Konsequenzen damit verbunden sind. Dabei kann man sie im derzeit vorliegen Vertragsentwurf nachlesen. Und was dort steht, ist nicht nur erschreckend, hier wird das Ende der Demokratie in Europa beschrieben, so wie wir sie kennen. Es ist die konsequente Fortsetzung der Unterdrückung der europäischen Bevölkerung, wie sie im Lissaboner Vertrag festgeschrieben wurde.

So steht im Vertragsentwurf zum ESM zum Beispiel:

Artikel 8, Nr 1:
Das Grundkapital beträgt 700.000.000.000 EUR (siebenhundert Milliarden Euro). Es wird aufgeteilt  in  7  (sieben)  Millionen  Anteile  mit  einem  Nennwert  von  je  100.000  EUR (einhunderttausend  Euro),  die  gemäß  dem  in  Artikel 11  definierten  und  in  der  Anlage  1 berechneten ursprünglichen Beitragsschlüssel zur Zeichnung zur Verfügung stehen.

Schön und gut, das wissen wir ja schon aus der Presse. Was uns verschwiegen wird, steht in

Artikel 10, Nr. 1:
Der  Gouverneursrat  prüft  regelmäßig,  mindestens  alle  fünf  Jahre,  das  maximale Ausleihvolumen  und  ob  das  genhemigte  Grundkapital  des  ESM  hierfür  angemessen  ist.  Er kann die Änderung des  Grundkapitals beschließen und Artikel 8 und Anlage 2 entsprechend ändern. Dieser Beschluss tritt in Kraft, sobald die ESM-Mitglieder die Verwahrstelle über den Abschluss ihrer geltenden nationalen Verfahren in Kenntnis gesetzt haben. Die neuen Anteile werden  den  ESM-Mitgliedern  gemäß  dem  in  Artikel  11 und  in  Anlage  1  definierten Beitragsschlüssel zugeteilt.

Was heißt das? Das bedeutet, dass das Leitungsgremium jederzeit eine Erhöhung des Grundkapitals des ESM beschließen kann, und dieser Beschluss einfach durch Mitteilung wirksam wird. 700 Milliarden reichen nicht? Dann machen wir doch Nägel mit Köpfen und verdoppeln diesen Betrag einfach! Die deutschen Steuerzahler werden das schon schlucken ...

Aber es geht noch weiter!

Artikel 8, Nr. 4:
Die  ESM-Mitglieder  verpflichten  sich  hiermit  bedingungslos  und  unwiderruflichihre Einlage  auf  das  Grundkapital  gemäß  dem  in  Anlage  1 aufgeführten  Beitragsschlüssel  zu leisten.  Sie  haben  allen  Kapitalabrufen  fristgerecht  und  gemäß  den  in  vorliegendem  Vertrag geregelten Bestimmungen Folge zu leisten.

zusammen mit

Artikel 9, Nr. 3:
Der Geschäftsführende Direktor ruft ausstehende und noch nicht geleistete Einlagen auf das Grundkapital  bei  Bedarf  rechtzeitig  ab,  um  einen  Verzug  des  ESM  bezüglich  einer regelmäßigen  oder  sonstigen  Zahlungsverpflichtung  gegenüber  seinen  Gläubigern  zu vermeiden.  Über  jegliche  Abrufe  hat  er  das  Direktorium  und  den  Gouverneursrat  zu informieren.  Wird  festgestellt,  dass  die  dem  ESM  zur  Verfügung  stehenden  Mittel möglicherweise  nicht  ausreichen,  so  hat  der  Geschäftsführende  Direktor  den/die entsprechenden Kapitalabruf(e) schnellstmöglich auszuführen, um zu gewährleisten, dass der ESM  am  entsprechenden  Fälligkeitsdatum  über,  für  eine  vollumfängliche  Leistung  seiner Zahlungsverpflichtungen  gegenüber  seinen  Gläubigern  ausreichende,  finanzielle  Mittel verfügt.  Die  ESM-Mitglieder  sagen  hiermit  unwiderruflich  und  bedingungslos  zu,  bei Anforderung jeglichem  gemäß vorliegendem Absatz durch den Geschäftsführenden  Direktor an  sie  gerichteten  Kapitalabruf  binnen  7  (sieben)  Tagen  nach  Erhalt  dieser  Anforderung nachzukommen.

Schön, nicht war? Zuerst darf der ESM bestimmen wieviel Geld die Euro-Staaten zahlen sollen, und dann müssen die Euro-Staaten alle Rechte aufgeben, sich gegen einen derartigen Beschluss zu wehren. Was ist, wenn eine neu gewählte Regierung das nicht mehr will? Dieser Vertrag ist unwiderruflich, und die Staaten haben kein Recht mehr Bedingungen zu stellen. Die Euro-Staaten verlieren vollständig ihre finanzielle Souveränität.

Aber damit sind wir noch nicht am Schluss!

Artikel 27, Nr 3 bis 6:
3. Der  ESM,  sein  Eigentum,  seine  Finanzmittel  und  Vermögenswerte  genießen  unabhängig von ihrem Standort und Besitzer umfassende gerichtliche Immunität, jedoch nicht, soweit der ESM  für  die  Zwecke  eines  Verfahrens  oder  aufgrund  der  Bedingungen  eines  Vertrags, einschließlich  der  Unterlagen  der  Gründungsurkunden,  ausdrücklich  auf  seine  Immunität verzichtet. 
4. Das Eigentum, die Finanzmittel und Vermögenswerte des ESM sind unabhängig davon, wo und  in  wessen  Besitz  sie  sich  befinden,  von  Zugriff  durch  Durchsuchung,  Beschlagnahme, Einziehung,  Enteignung  und  jede  andere  Form  der  Inbesitznahme,  Wegnahme  oder Zwangsvollstreckung  durch  Regierungshandeln  oder  auf  dem  Gerichts-,  Verwaltungs-  oder Gesetzesweg befreit
5.  Die  Archive  des  ESM  und  alle  ihm  gehörenden  oder  in  seinem  Besitz  befindlichen Dokumente im Allgemeinen sind unverletzlich.  
6. Die Räumlichkeiten des ESM sind unverletzlich.

Artikel 30, Nr. 1:
Die  Gouverneursratsmitglieder,  stellvertretenden  Gouverneursratsmitglieder,  Direktoren, stellvertretenden  Direktoren,  der  Geschäftsführende  Direktor  und  das  Personal  genießen Immunität  von  der  Gerichtsbarkeit  hinsichtlich  der  in  ihrer  amtlichen  Eigenschaft vorgenommenen  Handlungen  und  Unverletzlichkeit  in  Bezug  auf  ihre  amtlichen Schriftstücke,  jedoch  nicht,  wenn  und  soweit  der  Gouverneursrat  diese  Immunität ausdrücklich aufhebt.

Das ESM und sein Personal ist von jeglicher Haftung befreit und darf tun was es will, ohne das Staaten oder Behörden den ESM überprüfen oder zur Rechenschaft ziehen dürfen. Ein Freibrief, wie ihn bestenfalls mittelalterliche Despoten besaßen!

Zum Schluß noch ein kleines Detail:

Artikel 31, Nr. 5:
Das  Personal  des  ESM  unterliegt  für  die  vom  ESM gezahlten  Gehälter  und  Bezüge  nach Maßgabe der vom Gouverneursrat zu beschließenden Regeln einer internen Steuer zugunsten des  ESM.  Ab  dem  Tag  der  Erhebung  dieser  Steuer  sind  diese  Gehälter  und  Bezüge  von  der staatlichen Einkommensteuer befreit.

Das ESM beschließt für seine Mitarbeiter die Höhe der Einkommensteuer selbst, und zahlt diese an sich selbst aus. Genial!

Wenn man diesen Entwurf analysiert, sieht dies so aus, dass der ESM über das Vermögen und die Einkommen aller Euro-Länder in faktisch unbegrenzter Höhe verfügen kann (Artikel 8 Nr. 1 in Verbindung mit Artikel 10 Nr. 1) und die Staaten ohne Einspruchs- und Widerstandsrechte Zahlungsaufforderungen des ESM sofort Folge leisten müssen (Artikel 8 Nr. 4 in Verbindung mit Artikel 9 Nr. 3). Gleichzeitig ist der ESM und dessen Personal jeglicher staatlicher Kontrolle und Maßregelung entzogen und ist weder einer Legislative noch einer Judikative unterworfen (Artikel 27 und Artikel 30).

Das ist der dreisteste Versuch die Herrschaft in Europa einer nichtdemokratisch legitimierten Organisation zu übergeben, der mir bisher untergekommen ist. Jeder möge bitte seinen Bundestagsabgeordneten anschreiben und darauf hinweisen. Ich bin überzeugt davon, dass unsere Ja-Sager im Parlament dies bislang noch gar nicht richtig zur Kenntnis genommen haben.

(c) Foto: Stephan Bratek/geralt  / pixelio.de

Die Herrscher der Welt

Seit einiger Zeit treibt uns die Frage um, wer eigentlich die Welt beherrscht. Politiker, Banken, Milliardäre, Gewerkschaften, Wissenschaftler? Systemtheoretiker der renommierten Schweizer Hochschule ETH Zürich haben nun ein wenig Licht in's Dunkel gebracht und schlagen eine Antwort vor: die Finanzdienstleistungsindustrie beherrscht die Welt.

Ein Team von drei Forschern der Universität hat eine globale Datenbank (Orbis 2007) mit ca. 37 Millionen Daten über Unternehmen und Investoren herangezogen und ausgewertet und die Ergebnisse veröffentlicht. Dabei wurden etwa 43.000 Unternehmen identifiziert, die über Ländergrenzen hinweg aktiv sind, sogenannte Transnationale Unternehmen. 1.318 dieser Unternehmen haben untereinander Beziehungen zu zwei oder mehr anderen Unternehmen aus dieser Gruppe von 43.000, und diese 1.318 Unternehmen waren im Durchschnitt mit 20 anderen Unternehmen verbunden. Diese Unternehmen kontrollieren über ihre unmittelbaren und mittelbaren Beteiligungen und der eigenen Geschäftstätigkeit 90% des Umsatzes aller transnationaler Unternehmen. Ein weiteres Cluster von ca. 750 Unternehmen kontrolliert 80% des Weltumsatzes.

In einem weiteren Schritt wurde ein Kern von 147 Unternehmen identifiziert, die etwa 40% dieser Wirtschaftsmacht unter sich aufteilen. Etwa 75% dieser Unternehmen gehören der Finanzdienstleistungsindustrie an (Banken, Versicherungen, Holdinggesellschaften, Investmentfirmen, etc). Das Spannende an der Liste dieser Unternehmen ist, dass es nicht nachvollziehbar ist, wem die einzelnen Unternehmen nun tatsächlich gehören. Sie sind im Grunde genommen durch ein dichtes Netz an unmittelbaren und mittelbaren Beteiligungen alle miteinander verbunden. Sie gehören sich quasi gegenseitig, aber wer die besitzenden Menschen dahinter sind, ist unbekannt.

  • Eine Gruppe von 41.700 Unternehmen beeinflusst 10% des gesamten Umsatzes aller grenzüberschreitend tätigen Unternehmen
  • Eine andere Gruppe von ungefähr 550 Unternehmen beeinflusst ebenfalls 10% dieses Umsatzes
  • Eine dritte Gruppe von etwa 750 Unternehmen beinflusst alleine 80% dieses Umsatzes
  • Darin enthalten ist eine Kerngruppe von ca. 150 Unternehmen die alleine die Hälfte dieses Umsatzes beeinflussen.
  • Die Top 10 dieser Kerngruppe, kontrollieren alleine ca. 20% des gesamten Weltumsatzes aller transnationaler Unternehmen, also doppelt soviel wie erste Gruppe von 41.700 transnational aktiver Unternehmen zusammengenommen (unmittelbare Tochterunternehmen von Capital, AXA und State Street wurden in die jeweiligen Hauptfirmen konsolidiert):  
     
1 BARCLAYS PLC GB 4,04%
2 CAPITAL GROUP COMPANIES INC, THE US 2,91%
3 AXA FR 2,66%
4 FMR CORP US 2,28%
5 STATE STREET CORPORATION US 1,96%
6 JPMORGAN CHASE & CO US 1,53%
7 LEGAL & GENERAL GROUP PLC GB 1,47%
8 VANGUARD GROUP, INC.THE US 1,24%
9 UBS AG CH 1,21%
10 MERRILL LYNCH & CO., INC. US 0,99%
      20,29%

In der Liste der Top 50 dieser Unternehmen, also der Unternehmen die am stärksten vernetzt sind, sind 49 "Finanzunternehmen" plus die Besitzer von Walmart (an Position 16). In den Top 50 sind nur zwei Unternehmen aus Deutschland, die Deutsche Bank auf Platz 12, und die Allianz auf Platz 29. Wenig überraschend: 23 der Top 50 sind amerikanische Unternehmen, die nächstgößte Ländergruppe sind 8 Unternehmen aus Großbritannien, gefolgt von 5 Unternehmen aus Frankreich und 4 aus Japan. Analysiert man die Liste der 737 Unternehmen und Personen, die 80% des transnationalen Weltumsatzes unter sich verteilen, so ergibt sich folgende Liste:

Land %-Anteil
USA 30,5329
Großbritannien 11,0186
Frankreich 8,4840
Deutschland 7,5463
Japan 3,9558
Schweiz 2,8365
Niederlande 2,6700
Kanada 2,3984
Italien 1,8033
Privatpersonen 1,3537
Schweden 1,0438
Bermuda 0,6917
Spanien 0,5771
Norwegen 0,5513
Australien 0,5485
Kanada 0,5273
Dänemark 0,4971
Belgien 0,4261
Luxemburg 0,3963
Brasilien 0,1843
Österreich 0,1804
Finnland 0,1755
Russland 0,1667
Kuwait 0,1617
Kaiman Inseln 0,1065
Südafrika 0,1051
Indien 0,1019
Thailand 0,0739
Hongkong 0,0574
VG 0,0566
Singapur 0,0540
Portugal 0,0504
Ver. Arab. Emirate 0,0479
Irland 0,0467
Polen 0,0315
Griechenland 0,0303
Israel 0,0277
Bahrain 0,0199
Südkorea 0,0195
Libanon 0,0174

Die USA und Großbritannien kontrollieren gemeinsam nahezu die Hälfte des Weltumsatzes, und aus europäischer Sicht liegt interessanterweise auch Frankreich noch recht deutlich vor Deutschland: Es ist schlichtweg falsch zu behaupten, Deutschland beeinflusse maßgeblich die Geschicke der Wirtschaft Europas. Es sind in der Tat Großbritannien und Frankreich, bei denen diese Macht liegt. Dies wird auch an folgender Tabelle deutlich: 

Rang Land Ø %
1 Großbritannien 0,1900
2 USA 0,1873
3 Frankreich 0,1543
4 Schweiz 0,1233
5 Japan 0,1130
6 Norwegen 0,1103
7 Kuwait 0,0808
8 Luxemburg 0,0793
9 Niederlande 0,0785
10 Bermuda 0,0769
... ... ...
13 Deutschland 0,0686

Sie zeigt, wieviel Prozent des Weltumsatzes eines der gelisteten Unternehmen im jeweiligen Land im Durchschnitt alleine beeinflussen kann. Die in diesem Sinne mächtigsten Unternehmen der Welt sind in Großbritannien, hier sind die USA (noch) nur Juniorpartner, und an dritter Stelle findet man wieder Frankreich. Deutschland ist gar nicht erst in den Top 10. Der Durchschnitt aller Unternehmen beträgt übrigens 0,1085%. In Deutschland gibt es viele der gelisteten 737 Unternehmen (tatsächlich ist Deutschland mit 110 Unternehmen das zahlenmäßig zweitstärkste Land nach den USA mit 163 Einträgen), aber sie sind für sich genommen im Kreise der Großen eher unbedeutend.

Noch spannender ist allerdings die Branchenanalyse: 443 der 737 Unternehmen konnten einer Branche zugeordnet werden. Diese 443 Unternehmen kontrollieren zusammen etwa 63% der weltweiten Umsätze transnationaler Unternehmen. Mehr als 92% dieser Umsätze werden durch Unternehmen aus der Finanzbranche (im erweiterten Sinne) kontrolliert.

Mit anderen Worten: Die Welt wird dominiert von anglo-amerikanischen Unternehmen, deren Geschäftsmodelle um Kapitalverwaltung, Kapitalanlage und Kreditvergabe zentriert sind. Um Geld. Die Welt wird von denen beherrscht, die das Geld beherrschen, und diese Unternehmen sitzen mehrheitlich in den USA und in Großbritannien. Irgendwie nichts Neues, nur jetzt kann man es nachweisen. Nur eine Frage ist noch offen: Wem gehören diese Unternehmen? Laut der Untersuchung der ETH Zürich gehören diese Unternehmen quasi sich selber, aber irgendwelche Menschen müssen doch am Ende der Kette stehen. Wer sind diese?

Ein paar Namen, die in der Liste der 737 auftauchen sind:

ANDRE HOFFMAN AND ANDREA OERI AND MEMBERS OF THE FOUNDER'S FAMILY
BEISHEIM, OTTO
BENTELER, HUBERTUS
BERNARD OPPETIT
BOMBARDIER JANINE, ANDRE J.R., CLAIRE AND HUGUETTE
BOSCH, CHRISTOF
BOUYGUES FAMILY
BUFFETT WARREN E.
CALAMOS FAMILY PARTNERS INC
DESMARAIS PAUL
DRAGO, MARCO
DREYFUS ROBERT LOUIS
ERGEN CHARLIE
FAMILIEN PORSCHE/PIECH
FAMILIES FYZ AND ABEGG
FAMILLE COISNE LAMBERT
FAMILLE DASSAULT
FAMILLE DREYFUS
FAMILLE MOULIN
FAMILLE PEUGEOT
FAMILY VON METZLER
FANE LEONIE
FREUDENBERG FAMILY
GABELLI MARIO J.
GERL-FALKOWITZ, HANNA-BARBARA
GOODMAN NED
GOTTHARDT FAMILY
GRAHAM ROBERT H
GUTBERLET, HEINER
HENKEL FAMILY
JEAN-CHARLES NAOURI
JOHNSON CHARLES B
JOHNSON RUPERT H JR FAMILY
KJELL INGE RKKE
KLATTEN, SUSANNE
KNUT OCH ALICE WALLENBERGS
KROENING, RUDOLF
LEE, JAE HYEON
LIBBERT, JUERGEN
M PINAULT FRANCOIS ET SES ENFANTS
MADELUNG, MATTHIAS
MCCORMACK ROBERT C.
MELCHERS H D
QUANDT, JOHANNA
QUANDT, STEFAN
ROCHE GEORGE A
SAROFIM FAYEZ
SCHAEFFLER, MARIA-ELISABETH
SCHICKEDANZ, MADELEINE
SCHINDLER AND BONNARD FAMILIES
SCHMIDT-RUTHENBECK, MICHAEL
SCHWAB CHARLES R. FAMILY
SMITH HAROLD B.
SOLINGER, HELGA
STILZ, EBERHARD THEODOR
THE AXET & MARGARET AXSON JOHNSON FOUNDATION
THE FORD FAMILY
TYSON DON
WUERTH, REINHOLD
ZALESKI, ROMAIN MR

2007, als diese Liste aktuell war, hat jede/r Einzelne mindestens 50 Milliarden USD Umsatz beeinflusst. Susanne Klatten hatte mehr Einfluss auf die Umsätze der Welt als die polnische Regierung. Aber in der Aufstellung oben fehlen eine ganze Reihe von Namen, die stets in den Milliardär-Listen auftauchen. Oder Namen, wie Rothschild, Rockefeller & Co., denen oft Vermögen in Höhe jenseits der 1.000 Milliarden USD zugeschrieben werden. Viele der wirklich Reichen und Mächtigen sind nicht namentlich aufgeführt, sondern sind hinter Unternehmensbezeichnungen versteckt, wie zum Beispiel Mittal aus Indien oder die Waltons aus den USA. Andere Namen in dieser Liste hat die Zeit schon überholt, da die Daten aus der Zeit vor der großen Finanzkrise seit 2008 stammen, Frau Schickedanz sei hier genannt. Auch die großen und mächtigen Ölmultis wie Shell oder Chevron/Texaco tauchen in der Datenbasis nicht auf. Schließlich werden internationale Abhängigkeiten nicht ausgewiesen: Blackrock UK z.B. wird als britisches Unternehmen gelistet, gehört aber zur amerikanischen Blackrock-Gruppe. Diese Analyse der schweizer Forscher ist nicht der Weisheit letzter Schluss, aber sie erhellt einen Aspekt der Wirklichkeit unserer Zeit, der bisher nahezu vollkommen im Dunkel lag.

Die wirklichen Herrscher unserer Welt haben ihre Spuren verwischt und lassen sich nicht über allgemein zugängliche Datenbanken identifizieren, aber ein Ende des Fadens ist sichtbar geworden ...

(c) Foto: Rainer Sturm  / pixelio.de

Brakteaten-Geld

brakteat_von_djupbrunnsEs erstaunt mich immer wieder, welche interessanten Ideen im Mittelalter zu finden sind. Eine dieser Ideen sind die Brakteaten.

Das emancipare-Konzept strebt den Verzicht auf Geld an - aber bis wir soweit sind, wird noch viel Zeit vergehen. Bis dahin brauchen wir Lösungen, die zwar noch auf Geld basieren, aber den Missbrauch des Konzeptes "Geld" verhinderen oder erschweren.

Durch einen Bekannten bin ich auf die Brakteaten aufmerksam gemacht worden. Brakteaten waren eine Art Schwundgeld im Mittelalter, und für gut 200 Jahre, vom 12. Jahrhundert bis zum 14. Jahrhundert das dominierende Geld im deutschsprachigen Raum, und wurden darüberhinaus bis ins 18. Jahrhundert verwendet.

Die Brakteaten wurden von Landesherren (Fürsten, Herzoge) herausgegeben, die vom Kaiser das Münzrecht erhalten hatten. Das heißt, diese Münzherren waren die Einzigen, die Geld produzieren durften. Ein anderer Aspekt der Brakteaten ist für mich aber wesentlich interessanter: Das Schlaggeld.

Im Mittelalter gab es keine computerunterstützte Steuerbürokratie wie wir sie jetzt kennen, das faire und vollständige Eintreiben von Steuern war ein noch viel größeres Problem als es das heute ist. Mit dem Schlaggeld wurde dieses Problem auf eine bestürzend einfache Weise gelöst: Alle Brakteaten waren nur eine bestimmte Zeit lang gültig, und wurden zum Teil mehrmals jährlich gegen neue Brakteaten eingetauscht, wobei z.B. man für 4 alte Brakteaten 3 neue erhielt: Eine faktische  Steuer in Höhe von 25%, wenn dies einmal jährlich gemacht wurde. Dieser einbehaltene Brakteat wurde Schlaggeld genannt, und war für viele Münzherren die einzige Steuereinnahme.

Dieses Schlaggeld hatte aber noch einen weiteren, wesentlich bedeutenderen Effekt: es machte es unattraktiv Geld zu horten oder damit zu spekulieren. Geld, das ausgegeben war, hatte man ja nicht mehr, und deshalb brauchte man auch keine Steuern bezahlen. Also waren alle bestrebt, ihr Geld auszugeben - was zum Bau grandioser Städte im Mittelalter führte.

Wenn wir dies also in unsere heutige Zeit übertragen würden:

  • Der Staat bekommt die Geldhoheit: Banken können nur noch das Geld als Kredit vergeben, was sie auch tatsächlich (als Einlagen oder selbst aufgenommene Kredite) besitzen -  sie können nicht mehr über Kreditvergabe Geld herstellen.
  • Der Staat tauscht das vorhandene Geld alle 6 Monate im Verhältnis 4:3 (oder was auch immer) um, und behält das Schlaggeld als Steuereinnahme. Im Gegenzug werden alle anderen Steuern abgeschafft.
  • Durch diesen Umtausch verliert alles angelegte Geld zweimal im Jahr 25% an Wert, was dazu führt, dass jeder sein Geld so schnell wie möglich ausgeben wird: Über 5 Billionen €, die derzeit angelegt sind, werden alleine in Deutschland plötzlich investiert, Arbeitslosigkeit wird zum Fremdwort.

Die Details sind natürlich noch abzuklären, und würden sicherlich ein Buch füllen, aber die Idee an sich ist spannend. Ich werde darüber weiter nachdenken.

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Umverteilung

geldumverteilungUmverteilung 1. Teil: Im Jahr 2007 gab es in Deutschland ca. 43 Millionen Menschen, die durch Arbeit zusammen knapp 1,2 Bil € an Einkommen erzielt haben. Von diesem Einkommen hat der Staat durch Abgaben und Steuern 53% oder gut 620 Mrd € einbehalten. Von diesem Geld wurden ca. 370 Mrd € an diejenigen verteilt, die nicht arbeiten konnten oder wollten: Kinder und Rentner, Kranke und Arbeitslose.

Umverteilung 2. Teil: Im gleichen Jahr verzeichneten alle Banken und Sparkassen zusammen Zinseinnahmen in Höhe von etwa 420 Mrd €. Dieses Geld geht an die Leute, die soviel Geld übrig haben (ab ca. 200.000 €), dass sie mehr Zinsen bekommen als sie zahlen: Die Reichen.

Was viele nicht wissen: In jedem Euro den wir für Waren oder Dienstleistungen zahlen, sind diese Zinsen eingepreist. Es geht also nicht nur um die Zinsen, die wir selber an die Bank zahlen. Es ist auch nicht so, dass diejenigen, die ein paar hundert oder tausend Euro im Jahr Zinsen für angelegtes Geld erhalten, von diesen 420 Mrd € etwas bekommen würden. Ein Haushalt, der im Monat durchschnittlich 2.000 € für Mieten, Lebensmittel, Kleidung, Urlaub und was man sonst so alles braucht, ausgibt, zahlt damit direkt und indirekt ca. 700 € an Zinsen. Jeden Monat. Im Jahr über 8.000 €. Dieser Haushalt müsste ca. 150.000 bis 200.000 € irgendwo angelegt haben, bevor er behaupten könnte dass er aus dem Topf von 420 Mrd € etwas bekäme. Nur etwa 10% aller Haushalte können das. Genau die 10%, die allgemein als "die Reichen" gelten. Und 90% dieser 420 Mrd € gehen wieder an das obere Zehntel dieser Gruppe, an die Reichen der Reichen.

Umverteilung 3. Teil: Die 370 Mrd € Transfereinkommen gehen an etwa die Hälfte der Bevölkerung, während die 420 Mrd € Zinseinkommen an 10% gehen. Das ist nicht nur mehr Geld, es sind vor allem viel weniger Menschen, die es bekommen. Das durchschnittliche Transfereinkommen beträgt etwa 9.000 € je Jahr, während das durchschnittliche Zinseinkommen über 50.000 € je Empfänger ausmacht.

Zwei Dinge haben beide Einkommen gemeinsam. Erstens, die Bezieher dieser Einkommen müssen dafür nicht arbeiten, und zweitens, diejenigen die arbeiten zahlen es.

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Regiogeld in Deutschland

Es gibt auch in Deutschland bereits ein Vielzahl von Initiativen zur Einführung und Nutzung von Regiogeld, derzeit über 60. Das bislang erfolgreichste ist der Chiemgauer, der in der Region um den Chiemsee in Bayern von bereits ca. 600 Unternehmen als Zahlungsmittel akzeptiert wird.

Wer sich mehr über Regiogeld in Deutschland und die dahinter liegenden Konzepte informieren möchte, der kann sich zum Einen auf den Seiten des Regiogeld e.V. informieren, oder auch die hervorragende zusammenfassende Darstellung auf Karten  "Regiogeld in Deutschland" von Annette Bickelmann von der Universität Trier heranziehen.

Regiogeld ist ein wichtiger Schritt zur Stärkung des auch von emancipare vertretenen Lokalitäts-Prinzips von Produktion und Handel.

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