Cui bono?

Deutschland zahlt bis zu diesem Sommer insgesamt etwa 22 Milliarden Euro in den ESM ein. Cash, keine Bürgschaften, keine Versprechen, sondern richtiges Geld. Natürlich hat der Finanzminister das Geld nicht, er wird es sich bei den Banken leihen und die Schulden Deutschlands entsprechend erhöhen.

Derzeit zahlt der deutsche Staat im Schnitt etwas mehr als 1,7% Zinsen für Kredite. Das sind bei 22 Milliarden Euro ca. 380 Millionen Euro. Knapp 400 Millionen Euro, die die Steuerzahler Deutschlands jedes Jahr an die Banken zahlen werden. 400 Millionen Euro jedes Jahr, die von unten nach oben verteilt werden. Zusätzlich zu den über 40 Milliarden Euro, die Deutschlands Steuerzahler sowieso schon an die Banken leiten.

Der ESM hat einen einzigen Zweck: Geld von den Steuerzahlern zu den Banken - und letztendlich den Besitzern der Banken - zu transferieren.

Wir werden ausgepresst wie die Zitronen. Die etwa 2 Billionen Dollar, die die Arbeitenden der Welt für die Schulden Ihrer Staaten an die Besitzer von Geld zahlen - Schulden, die in der Regel für Dinge aufgenommen wurden, die den Interessen der Mächtigen dienen, und nicht den Interessen der Bürger - reichen noch nicht. Da ist noch mehr drin, vor allem im reichen Europa. Daher dürfen die Europäer jetzt erst einmal nochmal jedes Jahr ca. 2,5 Milliarden Euro an die Banken zahlen. Die Gegenleistung dafür? Nichts. Rein gar nichts. Es werden nur die Kredite der Banken geschützt, es werden diejenigen geschützt, die von einer Nicht-Rückzahlung von Krediten betroffen wären - die Besitzer von Geld. Dafür ist, wie wir in den letzten drei Jahren gründlich erfahren durften, Geld in nahezu unbegrenzter Menge sofort verfügbar. Wenn 25.000 einfache Verkäuferinnen bei Schlecker ihren Arbeitsplatz verlieren, dafür ist natürlich kein Geld da um dort zu helfen: "Es ist nicht Aufgabe des Staates, scheiternde Unternehmen zu retten!", so der offizielle Regierungskommentar.

Man versucht uns einzureden, dass die deutlich mehr als 100 Milliarden Euro, die Griechenland in den letzten Monaten bekommen hat, an die Griechen gegangen wären. Dies ist in eine Lüge. Nicht 1 Euro davon ist in den griechischen Staatshaushalt geflossen, oder hat eine nun arbeitslose griechische Verkäuferin erhalten, diese Milliarden, von denen über ein Viertel von den deutschen Steuerzahlern stammt, sind direkt an Banken gegangen. Wir transferieren Geld an Banken, nicht an bedürftige Staaten. Wir spielen den letzten Akt in einem Spiel, das mit der Verführung der Staaten zur Kreditaufnahme begonnen hat.

Besonders verrückt ist es, wenn man versteht, dass die europäischen Staaten diese Milliarden für Griechenland natürlich auch nicht hatten, sondern bei Banken leihen mussten. Daraus entstehen etwa 4 Milliarden Euro Zinsen, die  jedes Jahr von europäischen Steuerzahlern an Banken gezahlt werden, damit genau diese Banken all die Milliarden Euro nicht verlieren, die sie früher an griechische Staats-Hasardeure verliehen hatten. Denn die Zinsen sind es letztendlich, worum es geht.

Die Banken haben kein Interesse an der Rückzahlung von Schulden (schon mal versucht ein Immobiliendarlehen vorzeitig zurück zu zahlen?), sondern Ihr Interesse gilt den Zinszahlungen. Das Schlimmste was einer Bank passieren könnte wäre, dass alle ihre Kredite zurückbezahlt werden. So eine Bank müsste sofort Konkurs anmelden, weil sie kaum noch Einnahmen hätte (ich schreibe hier von Banken, nicht von den Wettbüros, die - in der Regel anderer Leute - Geld platzieren auf Wetten über Zins-, Kurs-, Preis- oder Verfügbarkeitsentwicklungen von Rohstoffen, Produkten, Dienstleistungen, Firmen oder ganzen Staaten). Das Konzept ist hervorragend aufgegangen. Die Staaten der Welt sind so verschuldet bei den Besitzern der Banken der Welt, dass sie ihnen nun auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind.

Wann haben die Staaten die Hoheit über ihr Geld aufgegeben? Wieso sind es nicht mehr Staaten, sondern privatwirtschaftlich organisierte und einzig an Profit interessierte Unternehmen, die über die Erzeugung und Verteilung von Geld bestimmen? Wieso zahlt der Steuerzahler Geld an Privatleute für etwas, was eigentlich sein ureigenstes Privileg als Volkssouverän ist: Die Versorgung des Staates mit Geld? Irgendwann, irgendwie ist es den Besitzern des Geldes gelungen der Welt die Überzeugung einzupflanzen, dass sie die Herrscher des Geld sein müssten, und dass es nichts Schlimmeres gäbe, als wenn Staaten über die Geldversorgung bestimmen würden.

Vor drei Jahren feierte die Entstehung des privatwirtschaftlichen Zentralbanksystems 400jährigen Geburtstag (1609 wurde die Amsterdamer Wechselbank gegründet), im nächsten Jahr feiert die amerikanische FED (Federal Reserve System) ihren 100sten Geburtstag. Wer wissen möchte, warum Staaten heute Geld an Banken zahlen, und nicht umgekehrt, sollte sich die Geschichte des Zentralbanksystems und insbesondere der Gründung der FED einmal näher anschauen.

Solange die Staaten die Banken nicht entmachten und die Herrschaft über das Geld wieder übernehmen, oder - noch besser - endlich das überkommene Geld-System als solches durch ein moderneres Verfahren der Wertzuweisung und -aufbewahrung ersetzen, wird die Umverteilung von unten nach oben, die Überweisung von Geld der arbeitenden Steuerzahler auf die Konten der nicht-arbeitenden Geldbesitzer weitergehen. Bis die Banker der Welt alles haben und die arbeitenden Menschen nichts mehr haben außer ihrer Arbeitskraft, die dann für den Rest ihres Lebens an die Banker verpfändet ist, direkt durch eigene Schulden und indirekt durch die Schulden ihres Staates. Aber das ist ja eigentlich für die meisten Menschen auf unserem Planeten auch heute schon so.

(c) Foto: Rdsmith4 (www.wikipedia.de)

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