Die Wachstumsfalle

Das durchschnittliche jährliche Wirtschaftswachstum auf unserem Planeten betrug in den letzten 100 Jahren ca. 3,7%, in den letzten 60 Jahren ca. 4,7%. Trotz der größten Weltwirtschaftskrise seit den 30er Jahren - das Jahr 2009 war das erste und einzige Jahr seit Ende des zweiten Weltkrieges, an dem die Weltwirtschaft nicht gewachsen ist, sondern um gleich 14% schrumpfte, betrug die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von von 2005 bis 2010 fast 9%. Die meisten mögen sich darüber freuen, aber wer meine Artikel kennt und liest, weiß was jetzt kommt: Nur diejenigen freuen sich darüber, die die Wirkung der exponentiellen Kraft von Wachstum nicht verstehen.

Dazu folgende Tabelle:

In dieser Tabelle wird gezeigt, wieviel unser Planet im Verlauf der kommenden drei Jahrhunderte produzieren wird,

  • wenn das durchschnittliche jährliche Wirtschaftswachstum 3% beträgt (was einen Rückfall der Weltwirtschaft in die Wachstumsraten des 19. Jahrhunderts bedeuten würde), oder
  • wenn das Durchschnittswachstum 4,5% beträgt, was etwas weniger ist als das, was wir seit dem zweiten Weltkrieg haben, oder
  • wenn sich das Weltwirtschaftswachstum auf einem noch höheren Durchschnittswert von 6% stabilisiert, was sich alle Industriekapitäne wünschen.

Die Aussage ist ganz einfach: Bei einem durchschnittlichen Wachstum von 3% werden wir am Ende dieses Jahrhunderts 16mal soviel produzieren wie heute. Und das ist die "pessimistische" Annahme. Wenn wir davon ausgehen, dass das Wachstum so bleibt, wie es die letzten 60 Jahre war, dann werden wir schon in nochmal 60 Jahren 16mal soviel produzieren wie heute, und im Jahr 2100 etwa 64mal soviel. Und wenn die Superoptimisten recht behalten, dann wird es 2100 sogar 256mal soviel sein wie heute. Man braucht kein Raketenwissenschaftler zu sein um zu erkennen, dass dies weder möglich noch wünschenswert ist. 64mal soviel bedeutet zum Beispiel, dass im Jahr 2100 fast 5 Milliarden Autos hergestellt werden. Und wenn wir "nur" bei 3% Wachstum bleiben, dann werden wir im Jahr 2200 jedes Jahr (!) 20 Milliarden Autos bauen.

Das Dumme an der ganzen Geschichte ist, dass Wachstum für das herrschende kapitalistische System zwingend notwendig ist. Denn nur durch Wachstum kann das Geld erwirtschaftet werden, mit dem die Zinsen für das zirkulierende Geld bezahlt werden müssen. Denn jeder Dollar, jeder Euro, jeder Franken, jedes Pfund, jeder Yen existiert nur deswegen, weil er von irgendwem als Kredit aufgenommen wurde, und für Kredite müssen Zinsen bezahlt werden. Im Schnitt zwischen 5% und 10% der gesamten zirkulierenden Geldsumme muss jedes Jahr zusätzlich erwirtschaftet werden. Geschieht dies nicht, können Zinsen nicht gezahlt, Kredite nicht bedient werden, und die Sicherheiten gehen an die Gläubiger. Das ist das Geheimnis und das Ziel des Zinskapitalismus, die Übertragung der Sachwerte von den Fleißigen und Arbeitenden auf die Besitzer von Geld. Der Tausch von Geld, dass nur das Papier wert ist, auf dem es gedruckt wurde (wobei für mehr als 90% der zirkulierenden Geldes noch nicht einmal dieser Minimalwert existiert, weil es das nur als Daten in Computern gibt), gegen Häuser, Grundstücke und alles andere, was allgemein als Sicherheit für Kredite akzeptiert wird.

Ohne Wachstum funktioniert dieses System nicht, weil die Bevölkerung dann zu leicht merken würde, dass sie ausgeraubt wird. Darum wird die herrschende Oligarchie der Unternehmen und ihrer Besitzer dieses System solange fahren bis es zusammenbricht und dabei versuchen, solange wie möglich die Schäfchen im Dunkel zu halten. Irgendwann wird das Kartenhaus dennoch zusammenfallen, und die Plünderer und Sklavenherren des Planeten haben bis dahin praktisch alles was Wertvoll ist in ihren Besitz gebracht. Den daran anschließenden Krieg der Verhungernden werden sie in ihren Burgen aussitzen und sich danach eines grundgereinigten Planeten mit gerade noch ein paar hundert Millionen Menschen erfreuen, die ihnen dann weiterhin als Sklaven dienen können.

Dies wissen diejenigen, die von diesem System profitieren, natürlich. Der Zusammenbruch ist ja auch nicht wirklich schwer vorherzusagen. Wir müssen die Lebensmittelkonzerne, die Chemieindustrie, die Hersteller von Waffen, Tabak oder Alkohol, die Pharma- und Atomindustrie, die Automobilhersteller, die Banker und alle anderen Profiteure dieses zukünftigen Abschlachtens unserer Enkel wegen Völkermord und Planetenzerstörung anklagen. Wissenschaftler, Priester, Politiker und alle anderen, die dies alles wider besseren Wissens dulden und unterstützen gehören mit auf die Anklagebank. Jeden Tag sterben jetzt schon fast 40.000 Menschen, die meisten davon Kinder, an Hunger, leben Milliarden in Leid und Not. Es ist nicht so, dass da niemand für verantwortlich ist. Es ist auch nicht so, dass man dies nicht ändern könnte. Auch um dies zu erkennen, braucht man nicht Nobelpreisträger zu sein.

Hier noch zwei Tabellen dazu: 

jährlicher Ø über die letzten 700 Jahre: 1,03%   bzw. von 1300 - 1400 0,34%
jährlicher Ø über die letzten 600 Jahre: 1,14%   bzw. von 1400 - 1500 0,27%
jährlicher Ø über die letzten 500 Jahre: 1,32%   bzw. von 1500 - 1600 0,28%
jährlicher Ø über die letzten 400 Jahre: 1,59%   bzw. von 1600 - 1700 0,26%
jährlicher Ø über die letzten 300 Jahre: 2,03%   bzw. von 1700 - 1800 0,57%
jährlicher Ø über die letzten 200 Jahre: 2,78%   bzw. von 1800 - 1900 1,88%
jährlicher Ø über die letzten 100 Jahre: 3,72%   bzw. von 1900 - 2000 3,72%
jährlicher Ø über die letzten 60 Jahre: 4,75%        
jährlicher Ø über die letzten 10 Jahre: 4,91%        
jährlicher Ø über die letzten 5 Jahre: 8,80%        

Das Durchschnittliche Wirtschaftswachstum je Jahr betrug über die letzten 700 Jahre ziemlich genau 1%, und je stärker man den Betrachtungszeitraum verkürzt, desto höher wird das durchschnittliche Wirtschaftswachstum je Jahr. Bis in das 18. Jahrhundert hinein betrug das durchschnittliche Wirtschaftswachstum je Jahr in der Regel weniger als 0,5%. Erst mit der Entwicklung der Industrialisierung begann dieses Wachstum zu explodieren, und nimmt seit her - von kleineren Einbrüchen abgesehen - ständig zu. Man will uns glauben machen, dies kann ewig so weiter gehen. Wer dem folgt, muss schwachsinnig sein.

(c) Foto: Uwe Bergeest  / pixelio.de

Schuldenwahnsinn

Wenn man alle Staatschulden aller Staaten zusammenzählt, kommt man derzeit auf den wahnsinnigen Betrag von derzeit etwa 55 Billionen US Dollar. Wohlgemerkt, alle Staaten dieses Planeten. Das entspricht fast der gesamten jährlichen Wirtschaftsleistung unseres Planeten. Da stellt sich doch dann die Frage: Bei wem ist denn unser Planet so hoch verschuldet? Beim Mars, bei der Venus? Nun, unsere Staaten sind bei der Finanzindustrie verschuldet, bei Banken, bei Versicherungen, bei Fonds. Wieso ist das so? Wieso haben die Banken Geld, und die Staaten nicht? Sollte das nicht eigentlich umgekehrt sein? Sollten es nicht die Staaten sein, die das Geld haben, und den Banken zur Verfügung stellen? Wieso haben heute profitorientierte Privatunternehmen das Geld, wo ist die Geldhoheit der Staaten geblieben? Und dann gibt es ja noch die geschätzten über 100 Billionen Euro, mit denen Unternehmen und Privathaushalte verschuldet sind.

Das ist aber nur eine Facette der Merkwürdigkeit. Schauen wir uns kurz eine andere Facette an.

Nehmen wir an, dass die durchschnittliche Verzinsung der Staatsschulden bei 5% p.a. liegt. Das sind dann über 2,5 Billionen Dollar, die jedes Jahr an diejenigen gezahlt werden, bei denen sich die Staaten verschuldet haben. Das ist mehr als das gesamte Bruttoinlandsprodukt von Afrika, dem Mittleren Osten oder ganz Südamerika. Oder ungefähr drei Jahre lang alle Steuereinnahmen Deutschlands. Wer bekommt dieses Geld? Und: wer erwirtschaftet dieses Geld? Wenn man dann noch die Billionen Euro hinzurechnet, die Unternehmen und Privatleute jedes Jahr an Zinsen für ihre Kredite zahlen müssen, dann wird die Dimension dieser Umverteilung erst richtig deutlich. Vor allem wenn man versteht, das Geld nicht arbeitet, sondern das Geld den Wert der Arbeit von vielen, vielen Menschen einfach absaugt.

Banken machen Geld, das sie den Staaten, Unternehmen und Menschen leihen, und wir alle sind dadurch gezwungen zu arbeiten, um das Geld wieder zurück zu zahlen, und vor allem, um den Preis für das Geld zu bezahlen, die Zinsen.

Wie wäre es, wenn die Staaten einfach per Gesetz ihre Geldhoheit zurückholen? Alle Staatsschulden als Raub an den Völkern der Erde für nichtig erklären, und zukünftig sich nicht mehr Geld von Privatleuten leihen, sondern das Geld zinsfrei selbst herstellen, das sie und die Unternehmen und Menschen in ihrem Land brauchen. Oder, noch besser, endlich die Möglichkeiten der modernen Informationstechnologie nutzen, und einfach auf Geld ganz verzichten. Dann würden auch Unternehmen und Menschen schließlich aus der Zinssklaverei unserer Banken entlassen.

Das ist nicht utopischer als der Gedanke, dass die Geldhoheit nicht mehr bei den Staaten liegt, sondern bei Privatunternehmen.

(c) Foto: HAUK MEDIEN ARCHIV / www.bayernnachrichten.de / Alexander Hauk  / pixelio.de

Umverteilung

geldumverteilungUmverteilung 1. Teil: Im Jahr 2007 gab es in Deutschland ca. 43 Millionen Menschen, die durch Arbeit zusammen knapp 1,2 Bil € an Einkommen erzielt haben. Von diesem Einkommen hat der Staat durch Abgaben und Steuern 53% oder gut 620 Mrd € einbehalten. Von diesem Geld wurden ca. 370 Mrd € an diejenigen verteilt, die nicht arbeiten konnten oder wollten: Kinder und Rentner, Kranke und Arbeitslose.

Umverteilung 2. Teil: Im gleichen Jahr verzeichneten alle Banken und Sparkassen zusammen Zinseinnahmen in Höhe von etwa 420 Mrd €. Dieses Geld geht an die Leute, die soviel Geld übrig haben (ab ca. 200.000 €), dass sie mehr Zinsen bekommen als sie zahlen: Die Reichen.

Was viele nicht wissen: In jedem Euro den wir für Waren oder Dienstleistungen zahlen, sind diese Zinsen eingepreist. Es geht also nicht nur um die Zinsen, die wir selber an die Bank zahlen. Es ist auch nicht so, dass diejenigen, die ein paar hundert oder tausend Euro im Jahr Zinsen für angelegtes Geld erhalten, von diesen 420 Mrd € etwas bekommen würden. Ein Haushalt, der im Monat durchschnittlich 2.000 € für Mieten, Lebensmittel, Kleidung, Urlaub und was man sonst so alles braucht, ausgibt, zahlt damit direkt und indirekt ca. 700 € an Zinsen. Jeden Monat. Im Jahr über 8.000 €. Dieser Haushalt müsste ca. 150.000 bis 200.000 € irgendwo angelegt haben, bevor er behaupten könnte dass er aus dem Topf von 420 Mrd € etwas bekäme. Nur etwa 10% aller Haushalte können das. Genau die 10%, die allgemein als "die Reichen" gelten. Und 90% dieser 420 Mrd € gehen wieder an das obere Zehntel dieser Gruppe, an die Reichen der Reichen.

Umverteilung 3. Teil: Die 370 Mrd € Transfereinkommen gehen an etwa die Hälfte der Bevölkerung, während die 420 Mrd € Zinseinkommen an 10% gehen. Das ist nicht nur mehr Geld, es sind vor allem viel weniger Menschen, die es bekommen. Das durchschnittliche Transfereinkommen beträgt etwa 9.000 € je Jahr, während das durchschnittliche Zinseinkommen über 50.000 € je Empfänger ausmacht.

Zwei Dinge haben beide Einkommen gemeinsam. Erstens, die Bezieher dieser Einkommen müssen dafür nicht arbeiten, und zweitens, diejenigen die arbeiten zahlen es.

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