Atheist Bus Campaign oder „Zweierlei Maß“

In England startete im Herbst 2008 eine Initiative, die es den in der Regel nicht-organisierten Atheisten ermöglichen sollte, eine Antwort auf die von Religionsgruppen platzierte Werbung auf öffentlichen Bussen in London zu geben. Wie sich dies entwickelt hat, kann man hier nachlesen.

Innerhalb kürzester Zeit hat die Atheist Bus Campaign über 100.000 Pfund eingesammelt, mit der Werbung auf städtische Busse finanziert werden konnte. Der Text sagte: "There's probably no God. Now stop worrying and enjoy your life". Diese Idee fand schnell Freunde in anderen Ländern der Welt, und seit kurzem auch in Deutschland. Die deutsche Sektion der Atheist Bus Campaign hat seit ihrer Gründung bereits knapp 35.000 € an Spendengeldern eingesammelt, um auch in unserem Land atheistische Buswerbung zu finanzieren. Der Slogan soll hier lauten: "Es gibt (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keinen Gott". So weit, so gut.

Obwohl in vielen deutschen Städten für Religionsgruppen Werbung in Nahverkehr möglich ist, musste man aber dann erfahren, dass dies offensichtlich nur für Gottesgläubige gilt, nicht für Atheisten. Während religiöse Werbung in Bahnhöfen, an Haltestellen und auf Fahrzeugen des Nahverkehrs gang und gäbe ist, haben bisher alle angesprochenen Verkehrsbetriebe (Berlin, Bremen, Dortmund, Dresden, Essen, Frankfurt, Fulda, Hamburg, Hannover, Köln, Leipzig, München, Münster, Nürnberg, Potsdam, Regensburg, und Stuttgart) die Platzierung der atheistischen Werbung auf ihren Bussen abgelehnt.

Es sei erwähnt, dass einige dieser Städte grundsätzlich keine religiöse Werbung akzeptieren (Stuttgart, Regensburg, Leipzig und Hamburg). Auf der anderen Seite begründet Dortmund die Ablehnung mit dem "gottesverachtenden Charakter" der Werbung, oder Bremen mit dem Hinweis auf den kommenden Kirchentag. Essen galt als Lichtblick, weil der Verkehrsbetrieb der Stadt die Werbung zunächst zugelassen hat. Sie zog dann aber die Zulassung wieder zurück, weil einige Abonnement-Kunden mit der Kündigung ihres Abos drohten, wenn solche Werbung auf einem Essener Bus stünde.

Die Kampagne hat in Berlin jedenfalls schon eine interessante Entwicklung in Gang gesetzt: In Folge der (ablehnend beschiedenen) Anfrage der Kampagne wurde beschlossen, dass von nun an in Berlin grundsätzlich keine religiöse Werbung im öffentlichen Nahverkehr mehr zugelassen wird. Immerhin.

Wenn also jemand im ÖPNV Werbung von Kirchen oder Religionsgruppen sieht, dann bitte mit Hinweis auf die Atheist Bus Campaign die Zulassung auch von atheistischer Werbung verlangen (dafür einfach die Initatoren der Kampagne über diese gefundene Werbung informieren) und die Beendigung dieser Werbung veranlassen, da dies ihre weltanschaulichen Gefühle verletzt und persönliche Betroffenheit auslöst (die Begründung aus Nürnberg, warum diese Werbung nicht zugelassen wird - mit dem Hinweis dass dies grundsätzlich gelte).

Ich werde jedenfalls künftig mit offenen Augen Bus fahren.

Foto (c) www.buskampagne.de

Spirituelle Versklavung

Gibt es Gott? Atheisten beantworten die Frage kategorisch mit "Nein!", Gläubige genauso kategorisch mit "Ja!". Weder die einen noch die anderen können wirklich beweisen, dass ihre jeweilige Position stimmt.

Die interessante Frage ist, wenn es Gott gibt, welche Bedeutung hat das für uns?

Alle Götter, deren Existenz bisher von Menschen angenommen wurden, hatten einige Gemeinsamkeiten: Sie sind wesentlich mächtiger als der mächtigste Mensch, und sie fordern vom Menschen Fügsamkeit und Gehorsam. Sie stellen teilweise sehr abstruse Regeln auf, deren Befolgung erwartet und mit Belohnung versehen wird, und deren Mißachtung bestraft wird. Bei allen war/ist es auch so, dass die Belohnung oder Bestrafung nicht zu Lebzeiten erfolgt, sondern erst nach dem Tod, was einen Gott unkalkulierbar und unüberprüfbar macht. Dies steht auch in Übereinstimmung mit einer weiteren Eigenschaft aller Götter: Sie entziehen sich unserer Wahrnehmung.

Kurz: Die Götter der Menschheit sind mächtig und verlangen die Befolgung ihrer Regeln unter Androhung der einzig möglichen Steigerung der Todesstrafe - der Strafe nach dem Tod.

Wenn es also so einen Gott gibt, was ist er dann anderes als ein subtiler Sklavenherr? Macht diese Erkenntnis die Frage, ob es einen Gott gibt oder nicht, nicht irrelevant gegenüber der Frage, ob man der Idee eines derartigen Gottes als Mensch überhaupt folgen darf, ohne ein wesentliches Element seines Menschseins aufzugeben: Sein Selbstbestimmungsrecht, seine persönliche Freiheit?

Ist die Idee von Gott nicht in Wahrheit eine Versündigung gegen die Menschheit, ein Versuch der Versklavung der Menschen auf spiritueller Ebene?

Die Frage die dann darauf folgt ist: Wer profitiert von dieser Versklavung? Es gibt offensichtlich keine Götter die auf Erden wandeln und die Früchte der Arbeit ihrer Sklaven einsammeln. Aber es gibt deren menschliche Verwalter auf Erden: Priester, Mönche und Nonnen und ihre Kirchen und Regeln.

Sie sammeln die Früchte der Arbeit der Menschen ein wie sie von den Göttern verlangt werden. Und leben gut davon, bauen Häuser, kaufen Land, sammeln Kunst, und essen und trinken ohne dafür arbeiten zu müssen. Ihre Arbeit ist es dafür zu sorgen, dass die Sklaven der Götter überleben, zufrieden sind, und stets ihren Tribut zu zahlen in der Lage sind.

In diesem Sinne, ein Vortrag von Richard Dawkins: 

Video (c) www.ted.com