Wie bitte, liebe UN?

Nochmal zu meinem Lieblingsthema, Wachstum. Diesmal erneut zum Bevölkerungswachstum, die verdrängte, vergessene und totgeschwiegene Katastrophe.

Wer sich die Prognosen der UN anschaut, wird beruhigt. Gegen 2050 wird das Bevölkerungswachstum bei ca. 9 bis 10 Milliarden Menschen mehr oder weniger enden. In den darauf folgenden 100 Jahren wird die Zahl der Menschen bestenfalls um weitere 2 Milliarden Menschen anwachsen. Wenn man sich die historische Entwicklung des Bevölkerungswachstums etwas genauer anschaut und die veröffentlichten Planungen der Bevölkerungswissenschaftler dagegen hält, dann fragt man sich jedoch, was die wohl geraucht haben. Sie wollen uns ernsthaft weismachen, dass die Zahl der Geburten je Frau bis zum Jahr 2150 um sagenhafte 97% gegenüber der derzeitigen Zahl der Geburten je Frau sinkt. Oder das die im Jahr 2150 lebenden ca. 3 Milliarden gebärfähigen Frauen nicht mehr zum Wachstum der Weltbevölkerung beitragen, als es die knapp 300 Millionen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts getan haben.Und das bei gleichzeitig weltweit sinkender Kindersterblichkeit und steigender Lebenserwartung. Dazu folgende Tabellen:

Erläuterungen zu den Tabellen:

  • von/bis bzw. Zeitraum 1 / Zeitraum 2: jeweiliger Zeitraum.
  • A: wieviele Menschen es durchschnittlich im jeweiligen Zeitraum gab, bzw. nach der UN Prognose dann geben soll (in Millionen).
  • B: Die Zahl der Menschen, die im angegebenen Zeitraum durchschnittlich jährlich hinzugekommen sind bzw. hinzukommen werden, also das effektive absolute Bevölkerungswachstum je Jahr (in Millionen, unter Berücksichtigung von Effekten wie Kindersterblichkeit oder Lebenserwartung).
  • C: Wieviele der Menschen (von A) gebärfähige Frauen waren, unter der Annahme, dass 50% der Menschen Frauen sind, und 50% dieser Frauen gebärfähig sind (in Millionen, wobei es egal ist, ob die absoluten Zahlen stimmen, weil es in dieser Analyse um die Verhältnisse geht).
  • D: Quotient aus B / C, also die Zahl neu hinzugekommener bzw. neu hinzukommender Menschen je gebärfähiger Frau (Zuwachs, also die den Ersatzbedarf zum Ausgleich von Sterbefällen übersteigende Menge von Kindern).
  • E: Prozentuale Veränderung des Quotienten (siehe D) von Zeitraum 1 auf Zeitraum 2

 

Was fällt auf? In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts waren die gebärfähigen Frauen der Welt nicht nur fähig, sondern auch freudig. Nur zum Vergleich: der Durchschnittswert des Quotienten "D" aus der Tabelle oben über die vergangenen 1.000 Jahre liegt bei etwa 0,026, er war in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts fast dreimal so hoch, so hoch wie nie während der gesamten 40.000jährigen Menschheitsgeschichte. Wir reden hier über eine Bevölkerungsexplosion, auf einem leider bereits recht hohen Ausgangsniveau. Aber darauf will ich gar nicht hinaus. Mich interessiert die Zukunft.

In Tabelle 2 sieht man, dass während der Quotient für den Zeitraum von 1950 bis 1975 gegenüber dem davorliegenden Jahrhundertquartal um 66% stieg, und im darauf folgenden Jahrhundertquartal nochmal um 32%, nun ab diesem Jahrhundert eine dramatische Wende eintreten wird: in jedem Jahrhunderquartal soll gegenüber dem Vorhergenden dieser Quotient gleich um über 40% sinken, im letzten Jahrhundertquartal des 21. Jahrhunderts gar um 66%. Seit 250 Jahren hat die steigende Anzahl gebärfähiger Frauen stets auch zu einer Zunahme des Wachstums der Zahl neuer Menschen geführt, und zwar immer, mit einer Ausnahme, im zweistelligen Prozentbereich je Jahrhundertquartal bzw. Jahrhunderthälfte, und durchschnittlich um 32%. Ab 2000 soll dies schlagartig nicht nur reduziert, sondern in's Gegenteil verkehrt werden, mit einer durchschnittlichen Reduktion der Wachstumsrate um mehr als 43% für die nächsten 150 Jahre. Wie soll aus einem Jahrhunderte andauernden 32%igen Wachstum innerhalb von einer Generation eine 43%ige Schrumpfung werden, ohne massive Aufklärungskampagnen und signifikante Finanzierungen?

Die Prognose der UN behauptet, dass zwischen 2000 und 2025 der Quotient "D" aus Tabelle 1 im Durchschnitt auf knapp unter 0,05 sinken wird - immerhin immer noch doppelt so hoch wie im tausendjährigen Durchschnitt. Danach soll er bis 2050 wieder auf das langjährige Durchschnittsniveau herabsinken - nun gut, einen über 1.000 Jahre gültigen Durchschnittwert wieder zu erreichen, das kann ja durchaus realistisch sein. Aber dann wird es lustig: nach der Jahrhundertwende soll diese Quote auf einen Wert sinken, den es zuletzt im 11. und 12. Jahrhundert gab. Und bis Mitte des nächsten Jahrhunderts sogar auf einen Wert, wie es ihn seit über 1.000 Jahren nicht mehr gegeben hat, und der damals durch eine exorbitante Kindersterblichkeit und tödliche Krankheiten wie Cholera, Pest, Lungenentzündung, Blinddarmentzündung, bakterielle Infektionen, etc. unterstützt wurde.

In anderen Worten: Während am Anfang des vergangenen Jahrhunderts im Schnitt weniger als 500 Millionen Frauen jährlich einen Bevölkerungszuwachs von 14 Millionen Menschen schafften, sollen in der Mitte des kommenden Jahrhunderts knapp 3 Milliarden Frauen einen jährlichen Zuwachs von nur noch 6 Millionen Menschen verursachen (nochmal zur Erinnerung und zum Vergleich: aktuell beträgt der jährliche Zuwachs deutlich über 80 Millionen Menschen, bei nur 1,5 Milliarden gebärfähige Frauen!). Mit anderen Worten: die Geburtenrate je Frau soll in den kommenden 140 Jahren gegenüber dem aktuellen Wert um fast 97% sinken. Wobei man zusätzlich berücksichtigen muss, dass man annehmen darf, dass die Menschen nach Annahmen der UN in 150 Jahren länger leben, weniger verunfallen und gesünder sind, diese Reduktion also wahrscheinlich noch stärker ausfallen muss.

Liebe UN, wie bitteschön, soll das möglich sein? Womit wird dieser wundersame, dramatische und nie dagewesene freiwillige Geburtenentzug der Frauen begründet?

Was man natürlich auch noch in dieser Tabelle ablesen kann: Seit Anfang des 18. Jahrhunderts, also in den vergangenen 200 Jahren, steigt die durchschnittliche jährliche Zuwachszahl an Menschen kontinuierlich an. Von 2 Millionen je Jahr vor 200 Jahren auf 100 Millionen je Jahr zum Ende des letzten Jahrhunderts. Aber ab diesem Jahrhundert wird alles anders: die Zahl der jährlich hinzukommenden Menschen wird sinken, trotz einer nach wie vor ständig wachsenden Zahl gebärfähiger Frauen! Und zwar auf den Wert, den es zuletzt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab, als es zehnmal weniger gebärfähige Frauen gab, als es in der Mitte des kommenden Jahrhunderts dann geben soll! Ich frage mich, wie das gehen soll. Zwangssterilisationen?

Wenn wir - ganz optimistisch - davon ausgehen, dass die Zahl der Geburten je gebärfähiger Frau tatsächlich in Zukunft ständig und so sehr sinken wird, dass ein jährlicher Zuwachs auf etwa 80 Millionen Menschen, den ungefähren Durchschnittswert der vergangenen 50 Jahre, stabilisiert wird, dann werden wir 2150 nicht 11,5 Milliarden Menschen haben, sondern ungefähr 18 Milliarden Menschen. Und das ist nach meiner Auffassung eine optimistische Schätzung, es würden eher deutlich über 20 Milliarden Menschen sein ... wenn wir nicht derzeit alle der Schlachtbank zuführen würden.

Denn all dies ist pure Theorie. Im Jahr 2150 wird es bestenfalls noch ein paar hundert Millionen Menschen geben. Die anderen Milliarden werden im Krieg der Kriege um die letzten Nahrungsmittelreserven, die letzten Rohstoffvorkommen und die letzten Wasservorräte, der spätestens gegen Ende dieses Jahrhunderts beginnen wird, umgekommen sein.

(c) Foto: Norbert Roemers  / pixelio.de

Die Wachstumsfalle

Das durchschnittliche jährliche Wirtschaftswachstum auf unserem Planeten betrug in den letzten 100 Jahren ca. 3,7%, in den letzten 60 Jahren ca. 4,7%. Trotz der größten Weltwirtschaftskrise seit den 30er Jahren - das Jahr 2009 war das erste und einzige Jahr seit Ende des zweiten Weltkrieges, an dem die Weltwirtschaft nicht gewachsen ist, sondern um gleich 14% schrumpfte, betrug die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von von 2005 bis 2010 fast 9%. Die meisten mögen sich darüber freuen, aber wer meine Artikel kennt und liest, weiß was jetzt kommt: Nur diejenigen freuen sich darüber, die die Wirkung der exponentiellen Kraft von Wachstum nicht verstehen.

Dazu folgende Tabelle:

In dieser Tabelle wird gezeigt, wieviel unser Planet im Verlauf der kommenden drei Jahrhunderte produzieren wird,

  • wenn das durchschnittliche jährliche Wirtschaftswachstum 3% beträgt (was einen Rückfall der Weltwirtschaft in die Wachstumsraten des 19. Jahrhunderts bedeuten würde), oder
  • wenn das Durchschnittswachstum 4,5% beträgt, was etwas weniger ist als das, was wir seit dem zweiten Weltkrieg haben, oder
  • wenn sich das Weltwirtschaftswachstum auf einem noch höheren Durchschnittswert von 6% stabilisiert, was sich alle Industriekapitäne wünschen.

Die Aussage ist ganz einfach: Bei einem durchschnittlichen Wachstum von 3% werden wir am Ende dieses Jahrhunderts 16mal soviel produzieren wie heute. Und das ist die "pessimistische" Annahme. Wenn wir davon ausgehen, dass das Wachstum so bleibt, wie es die letzten 60 Jahre war, dann werden wir schon in nochmal 60 Jahren 16mal soviel produzieren wie heute, und im Jahr 2100 etwa 64mal soviel. Und wenn die Superoptimisten recht behalten, dann wird es 2100 sogar 256mal soviel sein wie heute. Man braucht kein Raketenwissenschaftler zu sein um zu erkennen, dass dies weder möglich noch wünschenswert ist. 64mal soviel bedeutet zum Beispiel, dass im Jahr 2100 fast 5 Milliarden Autos hergestellt werden. Und wenn wir "nur" bei 3% Wachstum bleiben, dann werden wir im Jahr 2200 jedes Jahr (!) 20 Milliarden Autos bauen.

Das Dumme an der ganzen Geschichte ist, dass Wachstum für das herrschende kapitalistische System zwingend notwendig ist. Denn nur durch Wachstum kann das Geld erwirtschaftet werden, mit dem die Zinsen für das zirkulierende Geld bezahlt werden müssen. Denn jeder Dollar, jeder Euro, jeder Franken, jedes Pfund, jeder Yen existiert nur deswegen, weil er von irgendwem als Kredit aufgenommen wurde, und für Kredite müssen Zinsen bezahlt werden. Im Schnitt zwischen 5% und 10% der gesamten zirkulierenden Geldsumme muss jedes Jahr zusätzlich erwirtschaftet werden. Geschieht dies nicht, können Zinsen nicht gezahlt, Kredite nicht bedient werden, und die Sicherheiten gehen an die Gläubiger. Das ist das Geheimnis und das Ziel des Zinskapitalismus, die Übertragung der Sachwerte von den Fleißigen und Arbeitenden auf die Besitzer von Geld. Der Tausch von Geld, dass nur das Papier wert ist, auf dem es gedruckt wurde (wobei für mehr als 90% der zirkulierenden Geldes noch nicht einmal dieser Minimalwert existiert, weil es das nur als Daten in Computern gibt), gegen Häuser, Grundstücke und alles andere, was allgemein als Sicherheit für Kredite akzeptiert wird.

Ohne Wachstum funktioniert dieses System nicht, weil die Bevölkerung dann zu leicht merken würde, dass sie ausgeraubt wird. Darum wird die herrschende Oligarchie der Unternehmen und ihrer Besitzer dieses System solange fahren bis es zusammenbricht und dabei versuchen, solange wie möglich die Schäfchen im Dunkel zu halten. Irgendwann wird das Kartenhaus dennoch zusammenfallen, und die Plünderer und Sklavenherren des Planeten haben bis dahin praktisch alles was Wertvoll ist in ihren Besitz gebracht. Den daran anschließenden Krieg der Verhungernden werden sie in ihren Burgen aussitzen und sich danach eines grundgereinigten Planeten mit gerade noch ein paar hundert Millionen Menschen erfreuen, die ihnen dann weiterhin als Sklaven dienen können.

Dies wissen diejenigen, die von diesem System profitieren, natürlich. Der Zusammenbruch ist ja auch nicht wirklich schwer vorherzusagen. Wir müssen die Lebensmittelkonzerne, die Chemieindustrie, die Hersteller von Waffen, Tabak oder Alkohol, die Pharma- und Atomindustrie, die Automobilhersteller, die Banker und alle anderen Profiteure dieses zukünftigen Abschlachtens unserer Enkel wegen Völkermord und Planetenzerstörung anklagen. Wissenschaftler, Priester, Politiker und alle anderen, die dies alles wider besseren Wissens dulden und unterstützen gehören mit auf die Anklagebank. Jeden Tag sterben jetzt schon fast 40.000 Menschen, die meisten davon Kinder, an Hunger, leben Milliarden in Leid und Not. Es ist nicht so, dass da niemand für verantwortlich ist. Es ist auch nicht so, dass man dies nicht ändern könnte. Auch um dies zu erkennen, braucht man nicht Nobelpreisträger zu sein.

Hier noch zwei Tabellen dazu: 

jährlicher Ø über die letzten 700 Jahre: 1,03%   bzw. von 1300 - 1400 0,34%
jährlicher Ø über die letzten 600 Jahre: 1,14%   bzw. von 1400 - 1500 0,27%
jährlicher Ø über die letzten 500 Jahre: 1,32%   bzw. von 1500 - 1600 0,28%
jährlicher Ø über die letzten 400 Jahre: 1,59%   bzw. von 1600 - 1700 0,26%
jährlicher Ø über die letzten 300 Jahre: 2,03%   bzw. von 1700 - 1800 0,57%
jährlicher Ø über die letzten 200 Jahre: 2,78%   bzw. von 1800 - 1900 1,88%
jährlicher Ø über die letzten 100 Jahre: 3,72%   bzw. von 1900 - 2000 3,72%
jährlicher Ø über die letzten 60 Jahre: 4,75%        
jährlicher Ø über die letzten 10 Jahre: 4,91%        
jährlicher Ø über die letzten 5 Jahre: 8,80%        

Das Durchschnittliche Wirtschaftswachstum je Jahr betrug über die letzten 700 Jahre ziemlich genau 1%, und je stärker man den Betrachtungszeitraum verkürzt, desto höher wird das durchschnittliche Wirtschaftswachstum je Jahr. Bis in das 18. Jahrhundert hinein betrug das durchschnittliche Wirtschaftswachstum je Jahr in der Regel weniger als 0,5%. Erst mit der Entwicklung der Industrialisierung begann dieses Wachstum zu explodieren, und nimmt seit her - von kleineren Einbrüchen abgesehen - ständig zu. Man will uns glauben machen, dies kann ewig so weiter gehen. Wer dem folgt, muss schwachsinnig sein.

(c) Foto: Uwe Bergeest  / pixelio.de

Es gibt keine größere Sünde

384208_r_by_ingo-anstotz_pixelio-klein1Menschen haben ein Problem mit der Zeit. Wir vergessen schnell, und wir denken nur an die unmittelbarste Zukunft. Die meisten Menschen kennen nicht einmal die Vornamen ihrer Urgroßeltern, die sie möglicherweise sogar als Kind noch kennengelernt haben. Eine Planung, die über den nächsten 10-Jahreszeitraum hinausgeht, ist für viele unvorstellbar. Wie undenkbar ist da eine Planung, die sich über mehrere Generationen oder gar über mehrere Jahrtausende erstreckt?

Die Frage ist: Was machen die Menschen, was macht die Menschheit in 10.000 Jahren, und was können wir bereits heute tun, um das menschliche (Über)Leben in dieser fernen Zeit - und in all den Jahren dazwischen - so angenehm wie möglich zu machen? Die Antworten auf diese Frage würden gleichzeitig sehr viele existenzielle Probleme unserer Zeit lösen, denn sie werden zwangsläufig zu zwei Dingen führen: Das Ende der Nationalstaaten und der Beginn eines verantwortungsvollen Umgangs mit planetarischen Ressourcen.

In der Geschichte der Menschheit gibt es eine Konstante: Expansion. Neugier und Bevölkerungswachstum treiben uns dazu. Die Menschen sind Entdecker und Besiedler, sei es aus Neugier, sei es als Notwendigkeit um einer überbevölkerten Region zu entkommen. Dies hat auch über Jahrzehntausende bis vor wenigen hundert Jahren noch hervorragend funktioniert. Es gab genug Unbekanntes zu entdecken um die Neugier zu befriedigen, und es gab genug noch unbesetzten aber besiedelbaren Raum um auszuweichen.

Heute ist das nicht mehr so. Auf der Erde gibt es praktisch nichts Unbekanntes mehr zu entdecken, es gibt keine unbesiedelten und gleichzeitig unmittelbar bewohnbaren Gebiete mehr. Die Grenzen der Expansion sind erreicht - und unser Planet geht daran zugrunde. Die Menschen nutzen die Erde nicht mehr, sie verbrauchen sie.

Es ist so ziemlich jedem klar, dass dies so keine weiteren 10.000 Jahre funktionieren kann, geschweige denn noch weitere 10 Millionen Jahre. Auf dem eingeschlagenen Weg vernichtet die Menschheit sich selbst, weil sie nicht länger als einige wenige Jahrzehnte im Voraus denken will - und weil sie sich nicht als Art begreift, sondern als Individuen, bestenfalls als überschaubare Grüppchen wie Familien oder Nachbarschaften.

Wir denken bei dem was wir heute tun nicht daran, wie sich dies auf das Leben unserer Nachfahren in einigen hundert oder vielen tausend Jahren auswirken wird. Durch unsere Kurzsichtigkeit und Verantwortungslosigkeit zerstören wir heute das Leben unserer Urenkel. Die Menscheit wird garantiert untergehen, und wir schauen tatenlos zu:

  • Bevölkerungswachstum und der damit einhergehende Ressourcenverbrauch wird bereits in wenigen hundert Jahren ein Leben auf der Erde, wie wir es heute kennen und wie die unterentwickelten Länder es anstreben, unmöglich machen.
  • Es ist statistisch sicher, dass irgendwann in den nächsten wenigen Millionen Jahren wieder ein großer Asteorid die Erde trifft, der die menschliche Zivilisation zerstören wird. Es ist nicht die Frage ob dies passieren wird, sondern wann. Es gibt keinen Grund, warum dies nicht nächstes Jahr sein könnte.
  • In etwa 1 Milliarde Jahren wird unsere Sonne so heiß geworden sein, dass diese Hitze Leben auf der Erde unmöglich machen wird. Wenn die Menschheit dann noch ausschließlich auf der Erde ist, wird sie vergehen. Später wird die Sonne explodieren, was für ein Überleben der Menschheit einen Exodus nach außerhalb unseres Sonnensystems erforderlich machen wird.

Die Lösung ist klar: Die Menschheit wird weiter expandieren (müssen), weil ihre Zahl weiter steigen wird. Unser Planet kann diesen Expansionszwang und -drang nicht mehr befriedigen. Wir müssen uns daher in die Lage versetzen unseren Planeten zu verlassen. Dies ist keine Science Fiction, wir tun das bereits. Wir waren auf dem Mond, haben eine Raumstation, planen die Reise zum Mars, und haben die ersten Satelliten auf eine Reise außerhalb unseres Sonnensystems geschickt.

Die Planeten, Monde und Asteoriden in unserem Sonnensystem bieten mehr als genug Ressourcen für eine deutlich größere Menschheit. Wir müssen die Technologie entwickeln, die ein Leben ausserhalb der Erde ermöglicht, um einer vielfach zahlreicheren Bevölkerung Platz zum Leben anzubieten. Wir müssen uns in die Lage versetzen, unseren Planeten vor großen Himmelskörpern, die sich auf Kollisionskurs befinden, zu schützen. Schließlich müssen wir es irgendwann schaffen in großer Zahl unser Sonnensystem verlassen zu können.

Dies alles sind Ziele, die die Menschheit als Ganzes betreffen. Die Komplexität der damit verbundenen Aufgaben, der Umfang an erforderlichen Talenten und Ressourcen sind so gewaltig, dass dies nicht von einem einzelnen Staat oder Staatenverbund geleistet werden kann. Die gute Nachricht ist, dass die Menschheit die Voraussetzungen schaffen kann, um den eingeschlagenen Weg zur Selbstvernichtung zu verlassen. Sie muss sich nur dafür entscheiden. Diese Entscheidung wird aber nicht von den Mächtigen in Politk, Religion oder Wirtschaft getroffen, denn sie würde dazu führen, dass diese wenigen tausend Menschen ihre Privilegien verlieren. Den Mächtigen unserer Zeit sind Völlerei und Luxus in ihrem jetzigen Leben wichtiger als die Zukunft der Menschheit.

Die Realität der heutigen menschlichen Zivilisation ist kein Naturgesetz. Die Menschheit kann jederzeit und ohne Aufwand aufhören sich selbst zu zerstören, sie braucht nur zu beginnen statt in Jahrzehnten in Jahrtausenden zu denken. Sie braucht nur zu beginnen, nicht die Erde, sondern unsere Galaxie, das Universum als ihren Lebensraum zu begreifen. Angesichts der Gewaltigkeit dieser Vorstellung werden die Konflikte und Probleme der Mächtigen auf unserem Planeten zu dem reduziert, was sie im Gefüge von Raum und Zeit des Kosmos tatsächlich sind: Alberne Streitereien von dummen Kleinkindern im Sandkasten. Die Gesamtheit der Menschheit muss beginnen ihre ungezogenen Kinder zu erziehen, und deren Zerstörung unseres Planeten und der Zukunft unserer Kinder und Enkel zu beenden.

Die Menschheit muss sich (ver)einen, um das Überleben der eigenen Art langfristig zu sichern. Es gibt keine Alternative dazu. Wer mit nationalistischem, religions-separatistischem, oder besitzstandswahrendem Denken aktiv Menschengruppen voneinander trennt statt sie zu einen, wer die Ressourcen der Erde besitzen will statt sie gerecht unter allen zu verteilen, wird im Geschichtsbuch unseres Universums als Rädelsfüher am Genozid an der Menschheit verzeichnet werden. Wer darum weiß und dennoch nichts tut, duldet diesen Genozid stillschweigend und wird dadurch Mittäter. Es gibt keine größere Sünde.

(c) Foto: Ingo Anstötz / pixelio.de