Das Ende der Demokratie in Europa

Die Finanzkrise bewegt uns nun schon zwei bis drei Jahre, und so lange hat es gedauert bis die die Politik steuernde Finanzdienstleistungsindustrie daraus etwas machen konnte, was vielleicht der letzte Schritt zur endgültigen Übernahme der Herrschaft in Europa sein könnte. Dieser Schritt ist der ESM, der Europäische Stabilitätsmechanismus. Drei Buchstaben, deren Bedeutung kaum jemand versteht, und von denen nur wenige wissen, welche Konsequenzen damit verbunden sind. Dabei kann man sie im derzeit vorliegen Vertragsentwurf nachlesen. Und was dort steht, ist nicht nur erschreckend, hier wird das Ende der Demokratie in Europa beschrieben, so wie wir sie kennen. Es ist die konsequente Fortsetzung der Unterdrückung der europäischen Bevölkerung, wie sie im Lissaboner Vertrag festgeschrieben wurde.

So steht im Vertragsentwurf zum ESM zum Beispiel:

Artikel 8, Nr 1:
Das Grundkapital beträgt 700.000.000.000 EUR (siebenhundert Milliarden Euro). Es wird aufgeteilt  in  7  (sieben)  Millionen  Anteile  mit  einem  Nennwert  von  je  100.000  EUR (einhunderttausend  Euro),  die  gemäß  dem  in  Artikel 11  definierten  und  in  der  Anlage  1 berechneten ursprünglichen Beitragsschlüssel zur Zeichnung zur Verfügung stehen.

Schön und gut, das wissen wir ja schon aus der Presse. Was uns verschwiegen wird, steht in

Artikel 10, Nr. 1:
Der  Gouverneursrat  prüft  regelmäßig,  mindestens  alle  fünf  Jahre,  das  maximale Ausleihvolumen  und  ob  das  genhemigte  Grundkapital  des  ESM  hierfür  angemessen  ist.  Er kann die Änderung des  Grundkapitals beschließen und Artikel 8 und Anlage 2 entsprechend ändern. Dieser Beschluss tritt in Kraft, sobald die ESM-Mitglieder die Verwahrstelle über den Abschluss ihrer geltenden nationalen Verfahren in Kenntnis gesetzt haben. Die neuen Anteile werden  den  ESM-Mitgliedern  gemäß  dem  in  Artikel  11 und  in  Anlage  1  definierten Beitragsschlüssel zugeteilt.

Was heißt das? Das bedeutet, dass das Leitungsgremium jederzeit eine Erhöhung des Grundkapitals des ESM beschließen kann, und dieser Beschluss einfach durch Mitteilung wirksam wird. 700 Milliarden reichen nicht? Dann machen wir doch Nägel mit Köpfen und verdoppeln diesen Betrag einfach! Die deutschen Steuerzahler werden das schon schlucken ...

Aber es geht noch weiter!

Artikel 8, Nr. 4:
Die  ESM-Mitglieder  verpflichten  sich  hiermit  bedingungslos  und  unwiderruflichihre Einlage  auf  das  Grundkapital  gemäß  dem  in  Anlage  1 aufgeführten  Beitragsschlüssel  zu leisten.  Sie  haben  allen  Kapitalabrufen  fristgerecht  und  gemäß  den  in  vorliegendem  Vertrag geregelten Bestimmungen Folge zu leisten.

zusammen mit

Artikel 9, Nr. 3:
Der Geschäftsführende Direktor ruft ausstehende und noch nicht geleistete Einlagen auf das Grundkapital  bei  Bedarf  rechtzeitig  ab,  um  einen  Verzug  des  ESM  bezüglich  einer regelmäßigen  oder  sonstigen  Zahlungsverpflichtung  gegenüber  seinen  Gläubigern  zu vermeiden.  Über  jegliche  Abrufe  hat  er  das  Direktorium  und  den  Gouverneursrat  zu informieren.  Wird  festgestellt,  dass  die  dem  ESM  zur  Verfügung  stehenden  Mittel möglicherweise  nicht  ausreichen,  so  hat  der  Geschäftsführende  Direktor  den/die entsprechenden Kapitalabruf(e) schnellstmöglich auszuführen, um zu gewährleisten, dass der ESM  am  entsprechenden  Fälligkeitsdatum  über,  für  eine  vollumfängliche  Leistung  seiner Zahlungsverpflichtungen  gegenüber  seinen  Gläubigern  ausreichende,  finanzielle  Mittel verfügt.  Die  ESM-Mitglieder  sagen  hiermit  unwiderruflich  und  bedingungslos  zu,  bei Anforderung jeglichem  gemäß vorliegendem Absatz durch den Geschäftsführenden  Direktor an  sie  gerichteten  Kapitalabruf  binnen  7  (sieben)  Tagen  nach  Erhalt  dieser  Anforderung nachzukommen.

Schön, nicht war? Zuerst darf der ESM bestimmen wieviel Geld die Euro-Staaten zahlen sollen, und dann müssen die Euro-Staaten alle Rechte aufgeben, sich gegen einen derartigen Beschluss zu wehren. Was ist, wenn eine neu gewählte Regierung das nicht mehr will? Dieser Vertrag ist unwiderruflich, und die Staaten haben kein Recht mehr Bedingungen zu stellen. Die Euro-Staaten verlieren vollständig ihre finanzielle Souveränität.

Aber damit sind wir noch nicht am Schluss!

Artikel 27, Nr 3 bis 6:
3. Der  ESM,  sein  Eigentum,  seine  Finanzmittel  und  Vermögenswerte  genießen  unabhängig von ihrem Standort und Besitzer umfassende gerichtliche Immunität, jedoch nicht, soweit der ESM  für  die  Zwecke  eines  Verfahrens  oder  aufgrund  der  Bedingungen  eines  Vertrags, einschließlich  der  Unterlagen  der  Gründungsurkunden,  ausdrücklich  auf  seine  Immunität verzichtet. 
4. Das Eigentum, die Finanzmittel und Vermögenswerte des ESM sind unabhängig davon, wo und  in  wessen  Besitz  sie  sich  befinden,  von  Zugriff  durch  Durchsuchung,  Beschlagnahme, Einziehung,  Enteignung  und  jede  andere  Form  der  Inbesitznahme,  Wegnahme  oder Zwangsvollstreckung  durch  Regierungshandeln  oder  auf  dem  Gerichts-,  Verwaltungs-  oder Gesetzesweg befreit
5.  Die  Archive  des  ESM  und  alle  ihm  gehörenden  oder  in  seinem  Besitz  befindlichen Dokumente im Allgemeinen sind unverletzlich.  
6. Die Räumlichkeiten des ESM sind unverletzlich.

Artikel 30, Nr. 1:
Die  Gouverneursratsmitglieder,  stellvertretenden  Gouverneursratsmitglieder,  Direktoren, stellvertretenden  Direktoren,  der  Geschäftsführende  Direktor  und  das  Personal  genießen Immunität  von  der  Gerichtsbarkeit  hinsichtlich  der  in  ihrer  amtlichen  Eigenschaft vorgenommenen  Handlungen  und  Unverletzlichkeit  in  Bezug  auf  ihre  amtlichen Schriftstücke,  jedoch  nicht,  wenn  und  soweit  der  Gouverneursrat  diese  Immunität ausdrücklich aufhebt.

Das ESM und sein Personal ist von jeglicher Haftung befreit und darf tun was es will, ohne das Staaten oder Behörden den ESM überprüfen oder zur Rechenschaft ziehen dürfen. Ein Freibrief, wie ihn bestenfalls mittelalterliche Despoten besaßen!

Zum Schluß noch ein kleines Detail:

Artikel 31, Nr. 5:
Das  Personal  des  ESM  unterliegt  für  die  vom  ESM gezahlten  Gehälter  und  Bezüge  nach Maßgabe der vom Gouverneursrat zu beschließenden Regeln einer internen Steuer zugunsten des  ESM.  Ab  dem  Tag  der  Erhebung  dieser  Steuer  sind  diese  Gehälter  und  Bezüge  von  der staatlichen Einkommensteuer befreit.

Das ESM beschließt für seine Mitarbeiter die Höhe der Einkommensteuer selbst, und zahlt diese an sich selbst aus. Genial!

Wenn man diesen Entwurf analysiert, sieht dies so aus, dass der ESM über das Vermögen und die Einkommen aller Euro-Länder in faktisch unbegrenzter Höhe verfügen kann (Artikel 8 Nr. 1 in Verbindung mit Artikel 10 Nr. 1) und die Staaten ohne Einspruchs- und Widerstandsrechte Zahlungsaufforderungen des ESM sofort Folge leisten müssen (Artikel 8 Nr. 4 in Verbindung mit Artikel 9 Nr. 3). Gleichzeitig ist der ESM und dessen Personal jeglicher staatlicher Kontrolle und Maßregelung entzogen und ist weder einer Legislative noch einer Judikative unterworfen (Artikel 27 und Artikel 30).

Das ist der dreisteste Versuch die Herrschaft in Europa einer nichtdemokratisch legitimierten Organisation zu übergeben, der mir bisher untergekommen ist. Jeder möge bitte seinen Bundestagsabgeordneten anschreiben und darauf hinweisen. Ich bin überzeugt davon, dass unsere Ja-Sager im Parlament dies bislang noch gar nicht richtig zur Kenntnis genommen haben.

(c) Foto: Stephan Bratek/geralt  / pixelio.de

Die Herrscher der Welt

Seit einiger Zeit treibt uns die Frage um, wer eigentlich die Welt beherrscht. Politiker, Banken, Milliardäre, Gewerkschaften, Wissenschaftler? Systemtheoretiker der renommierten Schweizer Hochschule ETH Zürich haben nun ein wenig Licht in's Dunkel gebracht und schlagen eine Antwort vor: die Finanzdienstleistungsindustrie beherrscht die Welt.

Ein Team von drei Forschern der Universität hat eine globale Datenbank (Orbis 2007) mit ca. 37 Millionen Daten über Unternehmen und Investoren herangezogen und ausgewertet und die Ergebnisse veröffentlicht. Dabei wurden etwa 43.000 Unternehmen identifiziert, die über Ländergrenzen hinweg aktiv sind, sogenannte Transnationale Unternehmen. 1.318 dieser Unternehmen haben untereinander Beziehungen zu zwei oder mehr anderen Unternehmen aus dieser Gruppe von 43.000, und diese 1.318 Unternehmen waren im Durchschnitt mit 20 anderen Unternehmen verbunden. Diese Unternehmen kontrollieren über ihre unmittelbaren und mittelbaren Beteiligungen und der eigenen Geschäftstätigkeit 90% des Umsatzes aller transnationaler Unternehmen. Ein weiteres Cluster von ca. 750 Unternehmen kontrolliert 80% des Weltumsatzes.

In einem weiteren Schritt wurde ein Kern von 147 Unternehmen identifiziert, die etwa 40% dieser Wirtschaftsmacht unter sich aufteilen. Etwa 75% dieser Unternehmen gehören der Finanzdienstleistungsindustrie an (Banken, Versicherungen, Holdinggesellschaften, Investmentfirmen, etc). Das Spannende an der Liste dieser Unternehmen ist, dass es nicht nachvollziehbar ist, wem die einzelnen Unternehmen nun tatsächlich gehören. Sie sind im Grunde genommen durch ein dichtes Netz an unmittelbaren und mittelbaren Beteiligungen alle miteinander verbunden. Sie gehören sich quasi gegenseitig, aber wer die besitzenden Menschen dahinter sind, ist unbekannt.

  • Eine Gruppe von 41.700 Unternehmen beeinflusst 10% des gesamten Umsatzes aller grenzüberschreitend tätigen Unternehmen
  • Eine andere Gruppe von ungefähr 550 Unternehmen beeinflusst ebenfalls 10% dieses Umsatzes
  • Eine dritte Gruppe von etwa 750 Unternehmen beinflusst alleine 80% dieses Umsatzes
  • Darin enthalten ist eine Kerngruppe von ca. 150 Unternehmen die alleine die Hälfte dieses Umsatzes beeinflussen.
  • Die Top 10 dieser Kerngruppe, kontrollieren alleine ca. 20% des gesamten Weltumsatzes aller transnationaler Unternehmen, also doppelt soviel wie erste Gruppe von 41.700 transnational aktiver Unternehmen zusammengenommen (unmittelbare Tochterunternehmen von Capital, AXA und State Street wurden in die jeweiligen Hauptfirmen konsolidiert):  
     
1 BARCLAYS PLC GB 4,04%
2 CAPITAL GROUP COMPANIES INC, THE US 2,91%
3 AXA FR 2,66%
4 FMR CORP US 2,28%
5 STATE STREET CORPORATION US 1,96%
6 JPMORGAN CHASE & CO US 1,53%
7 LEGAL & GENERAL GROUP PLC GB 1,47%
8 VANGUARD GROUP, INC.THE US 1,24%
9 UBS AG CH 1,21%
10 MERRILL LYNCH & CO., INC. US 0,99%
      20,29%

In der Liste der Top 50 dieser Unternehmen, also der Unternehmen die am stärksten vernetzt sind, sind 49 "Finanzunternehmen" plus die Besitzer von Walmart (an Position 16). In den Top 50 sind nur zwei Unternehmen aus Deutschland, die Deutsche Bank auf Platz 12, und die Allianz auf Platz 29. Wenig überraschend: 23 der Top 50 sind amerikanische Unternehmen, die nächstgößte Ländergruppe sind 8 Unternehmen aus Großbritannien, gefolgt von 5 Unternehmen aus Frankreich und 4 aus Japan. Analysiert man die Liste der 737 Unternehmen und Personen, die 80% des transnationalen Weltumsatzes unter sich verteilen, so ergibt sich folgende Liste:

Land %-Anteil
USA 30,5329
Großbritannien 11,0186
Frankreich 8,4840
Deutschland 7,5463
Japan 3,9558
Schweiz 2,8365
Niederlande 2,6700
Kanada 2,3984
Italien 1,8033
Privatpersonen 1,3537
Schweden 1,0438
Bermuda 0,6917
Spanien 0,5771
Norwegen 0,5513
Australien 0,5485
Kanada 0,5273
Dänemark 0,4971
Belgien 0,4261
Luxemburg 0,3963
Brasilien 0,1843
Österreich 0,1804
Finnland 0,1755
Russland 0,1667
Kuwait 0,1617
Kaiman Inseln 0,1065
Südafrika 0,1051
Indien 0,1019
Thailand 0,0739
Hongkong 0,0574
VG 0,0566
Singapur 0,0540
Portugal 0,0504
Ver. Arab. Emirate 0,0479
Irland 0,0467
Polen 0,0315
Griechenland 0,0303
Israel 0,0277
Bahrain 0,0199
Südkorea 0,0195
Libanon 0,0174

Die USA und Großbritannien kontrollieren gemeinsam nahezu die Hälfte des Weltumsatzes, und aus europäischer Sicht liegt interessanterweise auch Frankreich noch recht deutlich vor Deutschland: Es ist schlichtweg falsch zu behaupten, Deutschland beeinflusse maßgeblich die Geschicke der Wirtschaft Europas. Es sind in der Tat Großbritannien und Frankreich, bei denen diese Macht liegt. Dies wird auch an folgender Tabelle deutlich: 

Rang Land Ø %
1 Großbritannien 0,1900
2 USA 0,1873
3 Frankreich 0,1543
4 Schweiz 0,1233
5 Japan 0,1130
6 Norwegen 0,1103
7 Kuwait 0,0808
8 Luxemburg 0,0793
9 Niederlande 0,0785
10 Bermuda 0,0769
... ... ...
13 Deutschland 0,0686

Sie zeigt, wieviel Prozent des Weltumsatzes eines der gelisteten Unternehmen im jeweiligen Land im Durchschnitt alleine beeinflussen kann. Die in diesem Sinne mächtigsten Unternehmen der Welt sind in Großbritannien, hier sind die USA (noch) nur Juniorpartner, und an dritter Stelle findet man wieder Frankreich. Deutschland ist gar nicht erst in den Top 10. Der Durchschnitt aller Unternehmen beträgt übrigens 0,1085%. In Deutschland gibt es viele der gelisteten 737 Unternehmen (tatsächlich ist Deutschland mit 110 Unternehmen das zahlenmäßig zweitstärkste Land nach den USA mit 163 Einträgen), aber sie sind für sich genommen im Kreise der Großen eher unbedeutend.

Noch spannender ist allerdings die Branchenanalyse: 443 der 737 Unternehmen konnten einer Branche zugeordnet werden. Diese 443 Unternehmen kontrollieren zusammen etwa 63% der weltweiten Umsätze transnationaler Unternehmen. Mehr als 92% dieser Umsätze werden durch Unternehmen aus der Finanzbranche (im erweiterten Sinne) kontrolliert.

Mit anderen Worten: Die Welt wird dominiert von anglo-amerikanischen Unternehmen, deren Geschäftsmodelle um Kapitalverwaltung, Kapitalanlage und Kreditvergabe zentriert sind. Um Geld. Die Welt wird von denen beherrscht, die das Geld beherrschen, und diese Unternehmen sitzen mehrheitlich in den USA und in Großbritannien. Irgendwie nichts Neues, nur jetzt kann man es nachweisen. Nur eine Frage ist noch offen: Wem gehören diese Unternehmen? Laut der Untersuchung der ETH Zürich gehören diese Unternehmen quasi sich selber, aber irgendwelche Menschen müssen doch am Ende der Kette stehen. Wer sind diese?

Ein paar Namen, die in der Liste der 737 auftauchen sind:

ANDRE HOFFMAN AND ANDREA OERI AND MEMBERS OF THE FOUNDER'S FAMILY
BEISHEIM, OTTO
BENTELER, HUBERTUS
BERNARD OPPETIT
BOMBARDIER JANINE, ANDRE J.R., CLAIRE AND HUGUETTE
BOSCH, CHRISTOF
BOUYGUES FAMILY
BUFFETT WARREN E.
CALAMOS FAMILY PARTNERS INC
DESMARAIS PAUL
DRAGO, MARCO
DREYFUS ROBERT LOUIS
ERGEN CHARLIE
FAMILIEN PORSCHE/PIECH
FAMILIES FYZ AND ABEGG
FAMILLE COISNE LAMBERT
FAMILLE DASSAULT
FAMILLE DREYFUS
FAMILLE MOULIN
FAMILLE PEUGEOT
FAMILY VON METZLER
FANE LEONIE
FREUDENBERG FAMILY
GABELLI MARIO J.
GERL-FALKOWITZ, HANNA-BARBARA
GOODMAN NED
GOTTHARDT FAMILY
GRAHAM ROBERT H
GUTBERLET, HEINER
HENKEL FAMILY
JEAN-CHARLES NAOURI
JOHNSON CHARLES B
JOHNSON RUPERT H JR FAMILY
KJELL INGE RKKE
KLATTEN, SUSANNE
KNUT OCH ALICE WALLENBERGS
KROENING, RUDOLF
LEE, JAE HYEON
LIBBERT, JUERGEN
M PINAULT FRANCOIS ET SES ENFANTS
MADELUNG, MATTHIAS
MCCORMACK ROBERT C.
MELCHERS H D
QUANDT, JOHANNA
QUANDT, STEFAN
ROCHE GEORGE A
SAROFIM FAYEZ
SCHAEFFLER, MARIA-ELISABETH
SCHICKEDANZ, MADELEINE
SCHINDLER AND BONNARD FAMILIES
SCHMIDT-RUTHENBECK, MICHAEL
SCHWAB CHARLES R. FAMILY
SMITH HAROLD B.
SOLINGER, HELGA
STILZ, EBERHARD THEODOR
THE AXET & MARGARET AXSON JOHNSON FOUNDATION
THE FORD FAMILY
TYSON DON
WUERTH, REINHOLD
ZALESKI, ROMAIN MR

2007, als diese Liste aktuell war, hat jede/r Einzelne mindestens 50 Milliarden USD Umsatz beeinflusst. Susanne Klatten hatte mehr Einfluss auf die Umsätze der Welt als die polnische Regierung. Aber in der Aufstellung oben fehlen eine ganze Reihe von Namen, die stets in den Milliardär-Listen auftauchen. Oder Namen, wie Rothschild, Rockefeller & Co., denen oft Vermögen in Höhe jenseits der 1.000 Milliarden USD zugeschrieben werden. Viele der wirklich Reichen und Mächtigen sind nicht namentlich aufgeführt, sondern sind hinter Unternehmensbezeichnungen versteckt, wie zum Beispiel Mittal aus Indien oder die Waltons aus den USA. Andere Namen in dieser Liste hat die Zeit schon überholt, da die Daten aus der Zeit vor der großen Finanzkrise seit 2008 stammen, Frau Schickedanz sei hier genannt. Auch die großen und mächtigen Ölmultis wie Shell oder Chevron/Texaco tauchen in der Datenbasis nicht auf. Schließlich werden internationale Abhängigkeiten nicht ausgewiesen: Blackrock UK z.B. wird als britisches Unternehmen gelistet, gehört aber zur amerikanischen Blackrock-Gruppe. Diese Analyse der schweizer Forscher ist nicht der Weisheit letzter Schluss, aber sie erhellt einen Aspekt der Wirklichkeit unserer Zeit, der bisher nahezu vollkommen im Dunkel lag.

Die wirklichen Herrscher unserer Welt haben ihre Spuren verwischt und lassen sich nicht über allgemein zugängliche Datenbanken identifizieren, aber ein Ende des Fadens ist sichtbar geworden ...

(c) Foto: Rainer Sturm  / pixelio.de

Projekt Fugium

398370_r_k_b_by_stephanie-hofschlaeger_pixelio-kleinemancipare ist das Ergebnis jahrzehntelangen Beobachtens und Nachdenkens. Auf diesen Seiten habe ich vor allem beschrieben, was ich als Irrwege unserer zivilisatorischen Konstruktion und Entwicklung erkenne. Wenn man meine Beiträge der vergangenen Jahre auf diesen Seiten liest, kann man - durchaus zurecht - annehmen, es hier mit einem weiteren Untergangspropheten zu tun zu haben. Aber mir ging es nie nur darum auf die Fehler, die Schwachstellen, die Katastrophen hinzuweisen, die ja auch an so vielen anderen Stellen erkannt und beschrieben werden. Mir geht es vor allem darum eine Lösung zu finden und anzubieten. Diese habe ich nun.

Ich nenne es das Projekt Fugium, und dieses Projekt wird das zweite Bein sein, auf dem sich eine lebenswerte Zukunft für die Menschheit stabil entwickeln kann. emancipare wird sich weiterhin auf theoretischer und politischer Ebene mit den notwendigen Veränderungen in unserer Gesellschaft auseinandersetzen, das Projekt Fugium ist ein Versuch die Ideen von emancipare Wirklichkeit werden zu lassen.

(c) Foto: Stephanie Hofschläger / pixelio.de

Hunger

345176_r_by_rike_pixelio-kleinIn diesen Tagen werden wir darüber informiert, dass es einen neuen Kraftstoff für unsere Autos gibt. Einen besonders guten Kraftstoff, denn er ist BIO und heißt so, weil dort BIO-Ethanol drin ist. 10% dieses Kraftstoffs ist nicht aus Mineralöl, sondern aus Mais oder anderem Getreide, also nicht mineralisch, sondern biologisch. Was bedeutet dies?

Ganz einfach: Während weltweit täglich (!) über 30.000 Menschen verhungern, die meisten davon Kinder, verwenden wir Lebensmittel um unsere Autos zu betreiben. Während über 1 Milliarde Menschen in der Welt nicht genug zu essen haben, klopfen wir uns auf die Schultern, weil es uns nun gelungen ist, mit Lebensmitteln Autos zu fahren. Zynischer geht es wohl kaum noch. Weil nun der westliche Verkehrsfetischismus Lebensmittel nachfragt um die ständig wachsende Zahl von Autos betreiben zu können, werden die Tortillas in Mexiko noch teurer und wird noch mehr Urwald abgeholzt. Zuckerrohr oder Mais mutieren plötzlich vom Lebensmittel zum ungleich profitableren Industrierohstoff, und die Kraftstoffindustrie tritt - zusätzlich zur Fleischindustrie - nun auch noch ein in den Wettbewerb um die ständig schrumpfenden Ackerbauflächen in der Welt.

Eigentlich ist dies nur konsequent. Der übermäßige Fleischverzehr in den wohlhabenden Regionen der Erde alleine reicht wohl nicht aus um die Quote der hungernden und verhungernden Menschen (vor allem Kinder) weiterhin wachsen zu lassen. Jetzt müssen wir Nahrung auch noch in die Tanks unserer Autos schütten. Unsere Regierung jedenfalls findet das Klasse. Auf die Idee, dass man CO² durch Verzicht auf Autofahren einsparen könnte, kommt sie ja offensichtlich nicht. Oder darf sie nicht kommen, weil die deutsche Automobilindustrie ihr dies verboten hat. Dann doch lieber noch ein paar zehntausend verhungerte Kinder mehr - je Tag.

(c) Foto: Rike / pixelio.de

Armageddon

150097_r_by_klicker_pixelio-kleinIch habe es bereits an anderer Stelle geschrieben: Menschen haben ein Problem mit der Zeit. Dies ist besonders fatal, wenn ein weiteres grundsätzliches Verständnisproblem hinzukommt. Menschen verstehen die Exponentialfunktion nicht. Sie verstehen die Konsequenz von Wachstum nicht.

Das für die Zukunft der Menschheit bedrohlichste Wachstum ist das Bevölkerungswachstum. Seit etwa etwa 400 Jahren liegt es weltweit immer über 0,5% je Jahr, seit Beginn der Industrialisierung Ende des 19. Jahrhunderts immer über 1%. Derzeit liegt es weltweit bei etwa 1,2%.

Das klingt nun nicht besonders dramatisch. Auch nicht, wenn man ausrechnet, dass bei einem ständigen Wachstum von 1% die Bevölkerung sich alle 70 Jahre, bei 0,5% sogar nur alle 140 Jahre verdoppelt. Dies scheint aber nur so unkritisch, weil wir die Wirkung einer Exponentialfunktion nicht verstehen, und weil wir Zeiträume, die über eine Generation hinausgehen, einfach in unserem Bewusstsein ausblenden.

1% Bevölkerungswachstum jedes Jahr (das ist der Betrag, den wir seit über 100 Jahren stets - und teilweise deutlich - überschreiten) wird dazu führen, dass sich bereits in 500 Jahren die Zahl der Menschen um etwa das 130fache auf dann 1 Billion Menschen erhöht. Bei 0,5%, ein Wert, der seit dem 30jährigen Krieg nicht mehr unterschritten wurde, und den auch China mit seiner rigorosen 1-Kind-Politik nicht unterschreiten konnte (tatsächlich steigt die Wachstumsrate dort seit fast 10 Jahren wieder), wird diese Zahl in etwa 1000 Jahren erreicht. Und: bei gleichbleibendem Wachstum verdoppelt sich dieser Wert auf dann 2 Billionen bereits nach weiteren 70 bzw. 140 Jahren ...

Auch wenn wir es uns überhaupt nicht vorstellen können, wie ein oder zwei Billionen Menschen auf unserem Planeten Platz finden sollen, ist dies nicht das eigentliche Problem: Schon viel früher werden wir die wachsende Menschenzahl nicht mehr ernähren und versorgen können. Bereits heute ist die auf dem Planeten für Landwirtschaft verfügbare Fläche ausgereizt, weitere Waldrodungen führen nur zu verstärkter Erosion und dem endgültigen und zusätzlichen Verlust von urbarem Boden. Die erreichbaren Vorräte des Rohstoffs Phosphor, ein wesentlicher und nicht ersetzbarer Rohstoff für Kunstdünger und zentraler Stützpfeiler der Agrarproduktion, werden nur noch bis etwa Ende dieses Jahrhunderts reichen. Ein Ersatz ist nicht in Sicht. Die prognostizierten Folgen der Klimaveränderungen sind dann nur noch ein weiterer Aspekt dieses Szenarios.

Wenn sich nicht sehr schnell etwas sehr grundlegend ändert, werden wir spätestens gegen Ende dieses Jahrhunderts, wenn mit ca. 15 Milliarden (+/- 1 Mrd) gut doppelt soviele Menschen auf unserem Planeten leben werden wie heute, einen Krieg um Nahrung, Wasser und Ressourcen führen, der alle bisherigen Kriege in den Schatten stellen wird. Das einzig "Positive" wird dann sein, dass bis dahin Öl und Metalle soweit verbraucht sind, dass kein Material mehr für die Produktion und den Betrieb von Kriegswaffen heutiger Technologie verfügbar sein wird. Dieser Krieg wird wieder zu Pferde und mit dem Schwert enden.

Auslöser wird der Zusammenbruch des Weltwirtschafts- und Finanzsystems sein, weil das für dessen Funktionieren notwendige (um die Mittel für Zinszahlungen erwirtschaften zu können) Wirtschaftswachstum von global mindestens ca. 3% angesichts schwindender Ressourcen nicht mehr lange aufrechterhalten werden kann (das durchschnittliche globale Wirtschaftswachstum der letzten 60 Jahre lag übrigens bei ca. 4,7% p.a.). Mit (nur) 3% Wirtschaftswachstum werden wir gegen Ende dieses Jahrhunderts etwa 15 mal soviel auf unserem Planeten produzieren müssen, wie wir es heute tun. Dies ist schlichtweg unmöglich, und damit wird sich das Wirtschaftssystem als unmöglich erweisen und kollabieren.

Angesichts dieser Situation haben wir nunmehr nur noch wenige Optionen:

1. Wir tun nichts. Ende dieses Jahrhunderts werden ca. 15 Milliarden Menschen (+/- 1 Mrd.) um die verbliebenen Ackerbauflächen, Trinkwasservorräte und Ressourcen einen Krieg führen, wie es ihn in der Geschichte der Menschheit noch nicht gegeben hat, und in dem der Großteil der Menschheit verhungern, verdursten, an Krankheiten sterben, oder im Krieg als Soldat oder ziviler Kollateralschaden getötet wird. Sofern die Nuklearstaaten ihre Waffen nicht einsetzen, werden nach einigen Jahrzehnten Krieg die verbliebenen 1 bis 2 Mrd. Menschen im Rahmen einer Gesellschaft irgendwo zwischen Mad Max und Auenland versuchen eine neue Zivilisation aufzubauen. Zu Pferde. Der Preis für dieses Nichtstun sind mehr als 10 Milliarden Kriegsopfer, über 10 Milliarden Menschen die vergiftet, verbrannt, erschossen, zu Tode gefoltert werden, oder einfach verhungern oder an Krankheiten und Verletzung sterben, weil es kein Essen, kein Wasser, keine medizinische Versorgung mehr gibt.

2. Wir investieren mit einer nie gekannten Konsequenz und in einem gewaltigen Umfang Geld in die Erfindung neuer technologischer Wunder (welcher auch immer), die es unserem Planeten ermöglichen bis zum Ende des übernächsten Jahrhunderts 50 Milliarden Menschen zu ernähren und zu versorgen (Bevölkerungswachstum ist geometrisches Wachstum!). Danach werden auch technologische Wunder nicht mehr helfen. Den Anfang könnte z.B. die Umwidmung der jährlich etwa 1,5 Billionen USD machen, die weltweit derzeit für Krieg und Militär ausgegeben werden. Wenn die Rettung der Banken (und damit der Vermögen der Reichen) weltweit eine knappe Billion USD aktivieren konnte, dann sollte die Rettung der Menschheit dies erst recht ermöglichen. Dies würde uns etwa vielleicht 100 Jahre zusätzliche Zeit verschaffen, eine letzte Gnadenfrist um das Problem zu lösen.

3. Wir führen weltweit die Zwangssterilisation ein. Jede Frau darf zwei Kinder gebären und wird danach sterilisiert. Kindersterblichkeit durch Geburtsprobleme, Unfälle oder Krankheiten wird ausgeglichen durch Menschen, die sich diesem Zwang irgendwie entziehen können. Im Ergebnis wird die Bevölkerung unseres Planeten dann bei etwa 7 bis 8 Mrd. Menschen stabilisiert, wenn dies in den nächsten Jahren durchgesetzt wird. Wenn wir dann gleichzeitig beginnen, Konsum und Energieverbrauch zu stigmatisieren und kriminalisieren und damit vor allem in den Industrieländern um Größenordnungen zu reduzieren, haben wir eine Chance, dass unsere Zivilisation solange überlebt, bis neue Technologien eine größere Zahl von Menschen möglich machen.

4. Wir schaffen ein Ventil für die Überbevölkerung, das heißt, wir beginnen sofort daran zu arbeiten, dass Menschen in großer Zahl den Planeten und das Sonnensystem verlassen können. Ein Terraformen des Mars wird nicht reichen (geometrisches Wachstum der Bevölkerung!), wir müssen tausende von Generationenschiffen bauen, in denen jeweils hunderttausende von Menschen über Jahrhunderte oder Jahrtausende leben können auf der Suche nach alternativen Planeten außerhalb unseres Sonnensystems. Dass auf diesen Schiffen eine strenge Geburtenkontrolle und nachhaltiges (wachstumsfreies) Wirtschaften erforderlich ist, versteht sich von selbst.

5. Wir entwickeln ein völlig neues globales Gesellschaftssystem, dessen politische Ordnung und wirtschaftliches System auf Vernunft, Nachhaltigkeit und Selbstbeschränkung aufbaut, und die Weltbevölkerung dahingehend überzeugend schult und motiviert, dass sie freiwillig nur noch nachhaltig konsumiert und sich nur noch kontrolliert vermehrt.

Ignorieren wir Option 2 bis 5, dann tritt Option 1 ein, dann beteiligen wir uns heute am gewaltsamen Tod von mehra als 10 Milliarden Menschen im kommenden Jahrhundert. Das ist so unvermeidlich, dass man das mit einfachster Mathematik ausrechnen kann. Der WWF hat dies bereits getan und kommt zum Schluss, das bereits ab 2035 der weltweite Bedarf an Nahrung, Energie und Fläche das Leistungsvermögen unseres Planeten um das Doppelte übersteigt. Dies kann nur vermieden werden, wenn wir heute beginnen die notwendigen Maßnahmen einzuleiten.

Die Vereinten Nationen haben dies auch erkannt, und als Maßnahme dagegen festgestellt, dass bis zum Jahr 2050 das Bevölkerungswachstum auf etwa 0,35% sinken wird. Wie das erreicht werden soll, ist für mich nicht nachvollziehbar (siehe das Ergebnis von Chinas drastischer 1-Kind-Politik), und ich habe bisher auch keine diesbezügliche Erklärung der UN gefunden, aber auch wenn dies tatsächlich eintreten sollte, dann ändert das nichts: Die Zahl von 1 Billion Menschen wird dann zwar erst in etwa 1300 Jahren erreicht, der Krieg um Nahrung, Wasser und planetarische Ressourcen verzögert sich damit aber um nur vielleicht 50 Jahre, wenn überhaupt, weil die Bevölkerung bis zum Ende dieses Jahrhunderts dennoch um mehrere Milliarden steigt und die verfügbaren Ressourcen dennoch bis dahin versiegen.

Wir stehen an der Schwelle zum Armageddon, wissen es, können es mit einfachsten Mitteln ausrechnen und prognostizieren, aber wir verschließen die Augen und tun nichts. Unsere Spezies wird diese Katastrophe vielleicht überleben, wenn keine der Atommächte Nuklearwaffen in dem kommenden Krieg einsetzt, aber der weit überwiegende Teil der Menschheit wird an Krankheiten sterben, verhungern oder getötet. Milliarden Menschen. Unsere Generation, und die zwei oder drei vor uns, sind schuld daran, weil wir in wahnsinniger Habgier und Völlerei alles verbrauchten und verbrauchen, was unser Planet hat, und uns hemmungslos und verantwortungslos explosionsartig vermehren. Wir können nur hoffen, dass es tatsächlich keinen Gott gibt, der uns dafür richten wird.

Ich würde mich freuen, wenn jemand dieses Szenario, diese Analyse, mit Fakten anstatt mit Spekulation und Wunschdenken als falsch widerlegt.

(c) Foto: Klicker / pixelio.de

Eigentum

328702_r_b_by_rainersturm_pixelio_kleinIch habe kürzlich Aleksander Lodwich kennengelernt, der sich im ICE über die ganze Strecke von Leipzig bis Hannover neben mir sitzend die auf diesen Seiten vorgestellten Thesen durchgelesen hat. Zusätzlich zu vielen anderen interessanten Anmerkungen erwähnte er dabei ein Modell zur Definition von Eigentum, welches ich hier gerne vorstellen möchte, weil es nicht nur interessant und innovativ ist, sondern in vielen Aspekten Fragen beantworten aber auch provozieren kann, die hinsichtlich der Eigentumsdiskussion im Rahmen des emancipare-Konzeptes relevant sind.

Aleksander zählt insgesamt acht verschiedene Eigenschaften auf, die zu einem Eigentumsbegriff führen, der zwangsläufig zu einer friedlichen und natürlichen Allokation von Eigentum führen soll - vor allem aber Eigentum an Dingen verhindert, die tatsächlich niemals jemandes Eigentum sein sollten. Diese acht Eigenschaften sind:

1. Eigenschaft der gerechtfertigten Quelle
Eigentum kann nur an Dingen bestehen, die das Ergebnis von menschlicher Arbeit ist.
2. Eigenschaft der Zählbarkeit
Man kann Eigentum nur an konkreten, zählbaren Gegenständen besitzen. (Diese Eigenschaft betrachte ich als schwierig, da "Zählbarkeit" als solches näherer Definition bedarf.)
3. Eigenschaft der Identifizierbarkeit
Der Gegenstand, muss eindeutig abgrenzbar von anderen gleichförmigen Gegenständen sein und individuell identifzierbar sein.
4. Eigenschaft der moralischen Neutralität
Das Eigentum begründende Objekt darf nicht zu Lasten bzw. Nachteil Dritter hergestellt worden sein.
5. Eigenschaft der Intention
Der Gegenstand muss in der Absicht hergestellt werden, dass Eigentum daran möglich ist.
6. Eigenschaft der Unpersönlichkeit
Eigentum darf keinen Personencharakter haben, sonst wäre die Sklaverei gerechtfertigt.
7. Eigenschaft der Monopolisierbarkeit
Es muss ein alleinigen Bestimmungsrecht (Bestimmungsmonopol) über den Gegenstand möglich sein.
8. Eigenschaft der allgemeinen Vorteilhaftigkeit
Freiwilliger Austausch von Eigentum muss auf beidseitigem Vorteil beruhen.   

Ich halte dies insgesamt für einen sehr interessanten Ansatz zur Eigentumsdefinition, der sicherlich etwas intensiver diskutiert werden sollte. So wird z.B. die Konsequenz, dass durch diese Definition so etwas wie "geistiges Eigentum" ausgeschlossen wird, gewiss zu kontroversen Diskussionen führen.

Aleksander hat zugesagt, dass er diese Eigenschaften zur Eigentumsdefinition hier in Kommentaren weiter erläutern wird.

(c) Foto: Rainer Sturm / pixelio.de

Früchte der Erde

326580_r_k_b_by_marion_pixelio_klein«Der erste, der ein Stück Land eingezäunt hatte und es sich einfallen ließ zu sagen: "Dies ist mein!" und der Leute fand, die einfältig genug waren, ihm zu glauben, war der wahre Gründer der bürgerlichen Gesellschaft. Wie viele Verbrechen, Kriege, Morde, wie viel Not und Elend und wie viele Schrecken hätte derjenige dem Menschengeschlecht erspart, der die Pfähle herausgerissen oder den Graben zugeschüttet und seinen Mitmenschen zugerufen hätte: Hütet euch auf diesen Betrüger zu hören; ihr seid verloren, wenn ihr vergeßt, daß die Früchte allen gehören und die Erde niemandem.» (Jean-Jacques Rousseau, Zweiter Diskurs, 1755).

Was ist in den vergangenen 250 Jahren aus dieser Erkenntnis seitdem geworden?

  • Die reichsten 2 % der Weltbevölkerung besitzen mehr als die Hälfte des weltweiten Vermögens.
  • Die etwa 10 Millionen Dollar-Millionäre in der Welt (0,15% der Weltbevölkerung) besitzen etwa ein Drittel des Weltvermögens.
  • Die gut 2.000 Dollar-Milliardäre unseres Planeten besitzen etwa fünfmal soviel wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung (über 3,5 Milliarden Menschen) zusammen genommen.
  • 80% der Weltbevölkerung müssen mit weniger als 10 USD je Tag auskommen (jeder Hartz-IV-Empfänger in Deutschland gehört damit zu den reichsten 20% der Menschheit!).

Irgend etwas läuft da wohl falsch ...

(c) Foto: Marion / pixelio.de

Es gibt keine größere Sünde

384208_r_by_ingo-anstotz_pixelio-klein1Menschen haben ein Problem mit der Zeit. Wir vergessen schnell, und wir denken nur an die unmittelbarste Zukunft. Die meisten Menschen kennen nicht einmal die Vornamen ihrer Urgroßeltern, die sie möglicherweise sogar als Kind noch kennengelernt haben. Eine Planung, die über den nächsten 10-Jahreszeitraum hinausgeht, ist für viele unvorstellbar. Wie undenkbar ist da eine Planung, die sich über mehrere Generationen oder gar über mehrere Jahrtausende erstreckt?

Die Frage ist: Was machen die Menschen, was macht die Menschheit in 10.000 Jahren, und was können wir bereits heute tun, um das menschliche (Über)Leben in dieser fernen Zeit - und in all den Jahren dazwischen - so angenehm wie möglich zu machen? Die Antworten auf diese Frage würden gleichzeitig sehr viele existenzielle Probleme unserer Zeit lösen, denn sie werden zwangsläufig zu zwei Dingen führen: Das Ende der Nationalstaaten und der Beginn eines verantwortungsvollen Umgangs mit planetarischen Ressourcen.

In der Geschichte der Menschheit gibt es eine Konstante: Expansion. Neugier und Bevölkerungswachstum treiben uns dazu. Die Menschen sind Entdecker und Besiedler, sei es aus Neugier, sei es als Notwendigkeit um einer überbevölkerten Region zu entkommen. Dies hat auch über Jahrzehntausende bis vor wenigen hundert Jahren noch hervorragend funktioniert. Es gab genug Unbekanntes zu entdecken um die Neugier zu befriedigen, und es gab genug noch unbesetzten aber besiedelbaren Raum um auszuweichen.

Heute ist das nicht mehr so. Auf der Erde gibt es praktisch nichts Unbekanntes mehr zu entdecken, es gibt keine unbesiedelten und gleichzeitig unmittelbar bewohnbaren Gebiete mehr. Die Grenzen der Expansion sind erreicht - und unser Planet geht daran zugrunde. Die Menschen nutzen die Erde nicht mehr, sie verbrauchen sie.

Es ist so ziemlich jedem klar, dass dies so keine weiteren 10.000 Jahre funktionieren kann, geschweige denn noch weitere 10 Millionen Jahre. Auf dem eingeschlagenen Weg vernichtet die Menschheit sich selbst, weil sie nicht länger als einige wenige Jahrzehnte im Voraus denken will - und weil sie sich nicht als Art begreift, sondern als Individuen, bestenfalls als überschaubare Grüppchen wie Familien oder Nachbarschaften.

Wir denken bei dem was wir heute tun nicht daran, wie sich dies auf das Leben unserer Nachfahren in einigen hundert oder vielen tausend Jahren auswirken wird. Durch unsere Kurzsichtigkeit und Verantwortungslosigkeit zerstören wir heute das Leben unserer Urenkel. Die Menscheit wird garantiert untergehen, und wir schauen tatenlos zu:

  • Bevölkerungswachstum und der damit einhergehende Ressourcenverbrauch wird bereits in wenigen hundert Jahren ein Leben auf der Erde, wie wir es heute kennen und wie die unterentwickelten Länder es anstreben, unmöglich machen.
  • Es ist statistisch sicher, dass irgendwann in den nächsten wenigen Millionen Jahren wieder ein großer Asteorid die Erde trifft, der die menschliche Zivilisation zerstören wird. Es ist nicht die Frage ob dies passieren wird, sondern wann. Es gibt keinen Grund, warum dies nicht nächstes Jahr sein könnte.
  • In etwa 1 Milliarde Jahren wird unsere Sonne so heiß geworden sein, dass diese Hitze Leben auf der Erde unmöglich machen wird. Wenn die Menschheit dann noch ausschließlich auf der Erde ist, wird sie vergehen. Später wird die Sonne explodieren, was für ein Überleben der Menschheit einen Exodus nach außerhalb unseres Sonnensystems erforderlich machen wird.

Die Lösung ist klar: Die Menschheit wird weiter expandieren (müssen), weil ihre Zahl weiter steigen wird. Unser Planet kann diesen Expansionszwang und -drang nicht mehr befriedigen. Wir müssen uns daher in die Lage versetzen unseren Planeten zu verlassen. Dies ist keine Science Fiction, wir tun das bereits. Wir waren auf dem Mond, haben eine Raumstation, planen die Reise zum Mars, und haben die ersten Satelliten auf eine Reise außerhalb unseres Sonnensystems geschickt.

Die Planeten, Monde und Asteoriden in unserem Sonnensystem bieten mehr als genug Ressourcen für eine deutlich größere Menschheit. Wir müssen die Technologie entwickeln, die ein Leben ausserhalb der Erde ermöglicht, um einer vielfach zahlreicheren Bevölkerung Platz zum Leben anzubieten. Wir müssen uns in die Lage versetzen, unseren Planeten vor großen Himmelskörpern, die sich auf Kollisionskurs befinden, zu schützen. Schließlich müssen wir es irgendwann schaffen in großer Zahl unser Sonnensystem verlassen zu können.

Dies alles sind Ziele, die die Menschheit als Ganzes betreffen. Die Komplexität der damit verbundenen Aufgaben, der Umfang an erforderlichen Talenten und Ressourcen sind so gewaltig, dass dies nicht von einem einzelnen Staat oder Staatenverbund geleistet werden kann. Die gute Nachricht ist, dass die Menschheit die Voraussetzungen schaffen kann, um den eingeschlagenen Weg zur Selbstvernichtung zu verlassen. Sie muss sich nur dafür entscheiden. Diese Entscheidung wird aber nicht von den Mächtigen in Politk, Religion oder Wirtschaft getroffen, denn sie würde dazu führen, dass diese wenigen tausend Menschen ihre Privilegien verlieren. Den Mächtigen unserer Zeit sind Völlerei und Luxus in ihrem jetzigen Leben wichtiger als die Zukunft der Menschheit.

Die Realität der heutigen menschlichen Zivilisation ist kein Naturgesetz. Die Menschheit kann jederzeit und ohne Aufwand aufhören sich selbst zu zerstören, sie braucht nur zu beginnen statt in Jahrzehnten in Jahrtausenden zu denken. Sie braucht nur zu beginnen, nicht die Erde, sondern unsere Galaxie, das Universum als ihren Lebensraum zu begreifen. Angesichts der Gewaltigkeit dieser Vorstellung werden die Konflikte und Probleme der Mächtigen auf unserem Planeten zu dem reduziert, was sie im Gefüge von Raum und Zeit des Kosmos tatsächlich sind: Alberne Streitereien von dummen Kleinkindern im Sandkasten. Die Gesamtheit der Menschheit muss beginnen ihre ungezogenen Kinder zu erziehen, und deren Zerstörung unseres Planeten und der Zukunft unserer Kinder und Enkel zu beenden.

Die Menschheit muss sich (ver)einen, um das Überleben der eigenen Art langfristig zu sichern. Es gibt keine Alternative dazu. Wer mit nationalistischem, religions-separatistischem, oder besitzstandswahrendem Denken aktiv Menschengruppen voneinander trennt statt sie zu einen, wer die Ressourcen der Erde besitzen will statt sie gerecht unter allen zu verteilen, wird im Geschichtsbuch unseres Universums als Rädelsfüher am Genozid an der Menschheit verzeichnet werden. Wer darum weiß und dennoch nichts tut, duldet diesen Genozid stillschweigend und wird dadurch Mittäter. Es gibt keine größere Sünde.

(c) Foto: Ingo Anstötz / pixelio.de

Brakteaten-Geld

brakteat_von_djupbrunnsEs erstaunt mich immer wieder, welche interessanten Ideen im Mittelalter zu finden sind. Eine dieser Ideen sind die Brakteaten.

Das emancipare-Konzept strebt den Verzicht auf Geld an - aber bis wir soweit sind, wird noch viel Zeit vergehen. Bis dahin brauchen wir Lösungen, die zwar noch auf Geld basieren, aber den Missbrauch des Konzeptes "Geld" verhinderen oder erschweren.

Durch einen Bekannten bin ich auf die Brakteaten aufmerksam gemacht worden. Brakteaten waren eine Art Schwundgeld im Mittelalter, und für gut 200 Jahre, vom 12. Jahrhundert bis zum 14. Jahrhundert das dominierende Geld im deutschsprachigen Raum, und wurden darüberhinaus bis ins 18. Jahrhundert verwendet.

Die Brakteaten wurden von Landesherren (Fürsten, Herzoge) herausgegeben, die vom Kaiser das Münzrecht erhalten hatten. Das heißt, diese Münzherren waren die Einzigen, die Geld produzieren durften. Ein anderer Aspekt der Brakteaten ist für mich aber wesentlich interessanter: Das Schlaggeld.

Im Mittelalter gab es keine computerunterstützte Steuerbürokratie wie wir sie jetzt kennen, das faire und vollständige Eintreiben von Steuern war ein noch viel größeres Problem als es das heute ist. Mit dem Schlaggeld wurde dieses Problem auf eine bestürzend einfache Weise gelöst: Alle Brakteaten waren nur eine bestimmte Zeit lang gültig, und wurden zum Teil mehrmals jährlich gegen neue Brakteaten eingetauscht, wobei z.B. man für 4 alte Brakteaten 3 neue erhielt: Eine faktische  Steuer in Höhe von 25%, wenn dies einmal jährlich gemacht wurde. Dieser einbehaltene Brakteat wurde Schlaggeld genannt, und war für viele Münzherren die einzige Steuereinnahme.

Dieses Schlaggeld hatte aber noch einen weiteren, wesentlich bedeutenderen Effekt: es machte es unattraktiv Geld zu horten oder damit zu spekulieren. Geld, das ausgegeben war, hatte man ja nicht mehr, und deshalb brauchte man auch keine Steuern bezahlen. Also waren alle bestrebt, ihr Geld auszugeben - was zum Bau grandioser Städte im Mittelalter führte.

Wenn wir dies also in unsere heutige Zeit übertragen würden:

  • Der Staat bekommt die Geldhoheit: Banken können nur noch das Geld als Kredit vergeben, was sie auch tatsächlich (als Einlagen oder selbst aufgenommene Kredite) besitzen -  sie können nicht mehr über Kreditvergabe Geld herstellen.
  • Der Staat tauscht das vorhandene Geld alle 6 Monate im Verhältnis 4:3 (oder was auch immer) um, und behält das Schlaggeld als Steuereinnahme. Im Gegenzug werden alle anderen Steuern abgeschafft.
  • Durch diesen Umtausch verliert alles angelegte Geld zweimal im Jahr 25% an Wert, was dazu führt, dass jeder sein Geld so schnell wie möglich ausgeben wird: Über 5 Billionen €, die derzeit angelegt sind, werden alleine in Deutschland plötzlich investiert, Arbeitslosigkeit wird zum Fremdwort.

Die Details sind natürlich noch abzuklären, und würden sicherlich ein Buch füllen, aber die Idee an sich ist spannend. Ich werde darüber weiter nachdenken.

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Atheist Bus Campaign oder „Zweierlei Maß“

In England startete im Herbst 2008 eine Initiative, die es den in der Regel nicht-organisierten Atheisten ermöglichen sollte, eine Antwort auf die von Religionsgruppen platzierte Werbung auf öffentlichen Bussen in London zu geben. Wie sich dies entwickelt hat, kann man hier nachlesen.

Innerhalb kürzester Zeit hat die Atheist Bus Campaign über 100.000 Pfund eingesammelt, mit der Werbung auf städtische Busse finanziert werden konnte. Der Text sagte: "There's probably no God. Now stop worrying and enjoy your life". Diese Idee fand schnell Freunde in anderen Ländern der Welt, und seit kurzem auch in Deutschland. Die deutsche Sektion der Atheist Bus Campaign hat seit ihrer Gründung bereits knapp 35.000 € an Spendengeldern eingesammelt, um auch in unserem Land atheistische Buswerbung zu finanzieren. Der Slogan soll hier lauten: "Es gibt (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keinen Gott". So weit, so gut.

Obwohl in vielen deutschen Städten für Religionsgruppen Werbung in Nahverkehr möglich ist, musste man aber dann erfahren, dass dies offensichtlich nur für Gottesgläubige gilt, nicht für Atheisten. Während religiöse Werbung in Bahnhöfen, an Haltestellen und auf Fahrzeugen des Nahverkehrs gang und gäbe ist, haben bisher alle angesprochenen Verkehrsbetriebe (Berlin, Bremen, Dortmund, Dresden, Essen, Frankfurt, Fulda, Hamburg, Hannover, Köln, Leipzig, München, Münster, Nürnberg, Potsdam, Regensburg, und Stuttgart) die Platzierung der atheistischen Werbung auf ihren Bussen abgelehnt.

Es sei erwähnt, dass einige dieser Städte grundsätzlich keine religiöse Werbung akzeptieren (Stuttgart, Regensburg, Leipzig und Hamburg). Auf der anderen Seite begründet Dortmund die Ablehnung mit dem "gottesverachtenden Charakter" der Werbung, oder Bremen mit dem Hinweis auf den kommenden Kirchentag. Essen galt als Lichtblick, weil der Verkehrsbetrieb der Stadt die Werbung zunächst zugelassen hat. Sie zog dann aber die Zulassung wieder zurück, weil einige Abonnement-Kunden mit der Kündigung ihres Abos drohten, wenn solche Werbung auf einem Essener Bus stünde.

Die Kampagne hat in Berlin jedenfalls schon eine interessante Entwicklung in Gang gesetzt: In Folge der (ablehnend beschiedenen) Anfrage der Kampagne wurde beschlossen, dass von nun an in Berlin grundsätzlich keine religiöse Werbung im öffentlichen Nahverkehr mehr zugelassen wird. Immerhin.

Wenn also jemand im ÖPNV Werbung von Kirchen oder Religionsgruppen sieht, dann bitte mit Hinweis auf die Atheist Bus Campaign die Zulassung auch von atheistischer Werbung verlangen (dafür einfach die Initatoren der Kampagne über diese gefundene Werbung informieren) und die Beendigung dieser Werbung veranlassen, da dies ihre weltanschaulichen Gefühle verletzt und persönliche Betroffenheit auslöst (die Begründung aus Nürnberg, warum diese Werbung nicht zugelassen wird - mit dem Hinweis dass dies grundsätzlich gelte).

Ich werde jedenfalls künftig mit offenen Augen Bus fahren.

Foto (c) www.buskampagne.de